Der perfekt begleitete Abgang

Von Gesa Ufer · 13.05.2012
Vor 20 Jahren kam aus Belgien die tiefschwarze Komödie "Mann beißt Hund" von Benoît Poelvoordes. Jetzt kommt eine ähnlich verstörende Komödie, die das Filmfest in Rom gewann: "Kill Me Please" von Olias Barco.
Schauplatz dieser morbiden Komödie ist ein prächtiges Schloss am Rande des Waldes: Dr. Krugers Klinik für Lebensmüde. Die Patienten, die alle einen rigorosen Bewerbungsmarathon hinter sich haben, sind wahlweise todkrank, lebensmüde oder verrückt. Sie wollen nicht geheilt werden, sondern erwarten von Dr. Kruger den perfekt arrangierten Freitod:

(Filmszene) "Unsere Klinik wurde genau deshalb erfunden, um den Freitod mehr Würde zu geben."

Da ist Virgile, der für sich reklamieren kann, bereits als siebenjähriger – als jüngster Franzose aller Zeiten - einen Selbstmordversuch unternommen zu haben, oder Vidal, der seine Frau als Wetteinsatz beim Pokern verlor:

(Filmszene) "Ich möchte der erste sein, der heute morgen stirbt, okay?"

Auch Monsieur Demanet will dringend und möglichst bald sterben. Kette rauchend und mit Flachmann spielt der charmante Kerl allen vor, an Krebs im Endstadium erkrankt zu sein. Tatsächlich ist er kerngesund und kommt nur aus Liebeskummer zum Sterben in die Klinik. Als Dr. Kruger dem falschen Spiel auf die Schliche kommt, verwehrt er seinem Patienten den perfekt begleiteten Abgang, denn wer hier sterben darf, dass entscheidet immer noch er, Dr. Kruger, selbst.

(Filmszene) "Nach dem ersten Schluck haben Sie noch drei Minuten, Gute Reise!" – "Danke, Doktor."

Als sich Demanet daraufhin kurzerhand selbst im Bad die Pulsadern aufschneidet, gerät die wohlgeordnete Sterbe-Routine gänzlich außer Kontrolle. Ein Brand bricht in der Klinik aus, und ein mysteriöser Serienkiller geht um, der es offenbar auf Sterbewillige abgesehen hat. Steckt die Leitung der Klinik selbst hinter den Anschlägen, oder sind es die Dorfbewohner, die schon lange etwas gegen Dr. Krugers Euthanasie-Park haben?
Gedreht in fast dokumentarischer Schwarz-Weiß-Manier, geht "Kill me Please" weit über eine Komödie hinaus. Regisseur Olias Barco verzichtet auf Kalauer, sein Film changiert zwischen Satire, Farce und Drama. Das Sterben ist in "Kill me Please" eben doch nicht immer ein Spaß.

Interview mit Olias Barco zu "Kill me Please"
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