Der letzte Prophet der Sinfonik

19.09.2011
"Das Werk, an dem ich arbeite, ist mein eigenes Leben, das gesegnete, das verfluchte: um den Gesang wiederzufinden, den die Seele einst gesungen hat." So beschrieb der schwedische Komponist Allan Pettersson sein musikalisches Ziel.
Wer seine Musik verehrt, wird es für keinen Zufall halten: Vier Monate und einen Tag nachdem Gustav Mahler im Jahre 1911 gestorben war, wurde in einem Armenviertel Stockholms Allan Pettersson geboren, den einige Beobachter für den größten Sinfoniker nach Mahler halten. In äußerst schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, von dem Drang beseelt, Musik in einer höchst individuellen und originellen Form zu schaffen, neu zu sein und dabei die Tradition zu bewahren, schuf sich Pettersson eine Existenz als freier Komponist, nachdem er auch viele Jahre als Orchesterbratscher gearbeitet hatte.

Sein Oeuvre besteht aus siebzehn Sinfonien - die meisten von ihnen einsätzig, doch nicht kürzer als 40 Minuten - wenigen Solokonzerten, Liedern und etwas Kammermusik. Seine Musik klingt immer so existentiell und expressiv, als habe er jede einzelne Note dem Leben abgerungen. Das hielt für ihn nicht nur viele Enttäuschungen parat, weil er mit seinem Stil völlig gegen den Avantgarde-Strom der Zeit schwamm, sondern auch Qualen, denn seit den 50er Jahren litt er an rheumatisch-chronischer Arthritis, die seine Bewegungsfreiheit mit zunehmendem Alter immer stärker einschränkte. Komponiert hat er bis zum Schluss - und formale Anerkennung in Form von Stipendien, Preisen und Aufführungen bekam er zumindest in Schweden durchaus.

Doch der internationale Durchbruch als großer Sinfoniker blieb ihm versagt. Daran konnten auch einige wellenartig auftretende Versuche einiger Musiker und Dirigenten nichts ändern, seine Musik nach seinem Tod 1980 in die Konzertsäle Deutschlands und Europas zu bringen. Einer der größten Sinfoniker nach Mahler? Einer der letzten auf jeden Fall.



Der letzte Prophet der Sinfonik
Allan Pettersson zum 100. Geburtstag

Ausschnitte aus seinen Sinfonien, Liedern und Kammermusikwerken
Gespräche mit Jens Malte Fischer, Alun Francis, Peter Gülke, Manfred Honeck, Michael Kube, Wolfgang Rihm und Peter Ruzicka

Moderation: Volker Michael