Der ideale Manager

"Führung bedeutet Vertrauen in die Mitarbeiter"

Die Silhouette eines Mannes.
Manager scheitern meist an sich selbst, sagt Experte Karlheinz Schwuchow. © imago / wolterfoto
Karlheinz Schwuchow im Gespräch mit Nana Brink · 01.03.2017
Ob Dauerbaustelle BER, Volkswagen oder Bahn: Auf der Führungsebene großer deutscher Unternehmen scheint vieles im Argen zu liegen. Der Management-Professor Karlheinz Schwuchow weiß, woran das liegt - und was sich ändern müsste.
Zwei grundsätzliche Probleme erkennt der Professor für Management an der Hochschule Bremen: Einerseits spiele in Deutschland Politik oft eine wichtigere Rolle als Kompetenz bei der Besetzung von Führungsposten. Andererseits werde Fachwissen völlig überbewertet.
Beispiel Bahn: Das Unternehmen sucht dringend einen neuen Chef. Doch bisher will es keiner machen. Ursache ist laut Schwuchow das "politische Spannungsfeld", dem sich Manager bei der Bahn ausgesetzt sehen: Dort werde die Frage, wer am besten für den Job geeignet sei durch die Überlegung verdrängt: Wer passt eigentlich politisch am besten? Führungskräfte würden sich dann fragen, inwieweit sie sich das antun wollten.
Grundsätzlich würden Manager in erster Linie "an sich selbst scheitern", meint Schwuchow:
"Die Ursachen sind sicherlich darin zu sehen, dass Manager häufig noch dem alten Weltbild verhaftet sind und sich selbst auch - das ist bei Volkswagen ja besonders deutlich geworden - als oberste Experten sehen und weniger in der Lage sind, wirklich zu führen. Denn Führung bedeutet in erster Linie immer Vertrauen in die Mitarbeiter und die Übertragung von Verantwortung und das rechtzeitige Gegensteuern."

Entscheidend ist die soziale Kompetenz

In Deutschland sei vor allem eines besonders ausgeprägt: Es werde stets nach dem besten Fachexperten gesucht. Dabei werde vergessen, dass die Persönlichkeit entscheidend sei. So würden Unternehmen viel in Führungstrainings investieren und "dabei vergessen, dass es eigentlich nahezu unmöglich ist, Persönlichkeiten ab einem gewissen Alter noch zu verändern":
"Ein ganz entscheidender Punkt ist zweifelsohne die soziale Kompetenz. Und letztendlich auch die Fähigkeit, mit Menschen umzugehen und natürlich auch unterschiedliche Mitarbeitergruppen mitzunehmen. Das ist gerade bei großen Projekten in großen Organisationen immer der Punkt, wo Führungskräfte dann Parolen ausgeben und gar nicht sehen, dass die Organisation gar nicht hinter ihnen steht."
Ein Umdenken finde zwar bei einigen Unternehmen statt. Doch das sei ein "langer Prozess", sagt Schwuchow.
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