"Der fremde Sohn"

21.01.2009
Clint Eastwoods Film spielt in den 1930er Jahren in Los Angeles und zeigt eine alleinerziehende Mutter, die im Kampf gegen die Mühlen des korrupten Polizeisystems fast zerbricht. Ihr Sohn Walter ist entführt worden, die Polizei sucht aber nur sporadisch. Als nach fünf Monaten Walter wieder auftaucht, ist sie sich sicher: Das ist nicht ihr Sohn. Doch niemand glaubt ihr.
USA 2008. Regie: Clint Eastwood. Darsteller: Angelina Jolie, John Malkovich, Jeffrey Donovan, Michael Kelly. Länge: 142 Minuten

Clint Eastwoods 28. Film ist ein spannender Thriller, den man wegen der Zeit, in der er spielt, und der völlig uneitlen, berührenden Art und Weise der Erzählung lieber ganz altmodisch als Kriminalfall bezeichnen würde. Die packende Geschichte eines verschwundenen Kindes im Los Angeles der 30er Jahre ist eingebettet in eine so unaufdringliche wie schonungslose Gesellschaftskritik, denn der Fall des kleinen Walter weitete sich in Kalifornien zum Justizskandal aus.

Als die allein erziehende Telegrafistin Christine Collins (Angelina Jolie) am Abend nach der Arbeit nach Hause kommt, ist ihr neunjähriger Sohn nicht mehr da. Die Polizei sieht keinen Anlass, sofort nach dem Kind zu suchen, und so zerfrisst monatelanges Warten die Seele der Mutter. Selbst die Medien haben den Fall längst aufgegeben, doch als die Polizei der völlig geschockten Christine ihren verschwundenen Sohn präsentiert, ist er wieder in den Schlagzeilen. Doch der behauptete "Walter" ist nicht ihr Sohn. Niemand glaubt ihr, bis auf den Prediger Reverend Gustav Briegleb (John Malkovich), der sich einen Namen als Ankläger gegen das korrupte Polizeiregime von Los Angeles gemacht hat.

Er holt Christine auch aus der Psychiatrie, wohin die Polizei die "renitente" Mutter gesteckt hat, gerade noch rechtzeitig vor ihrem völligen physischen und psychischen Zusammenbruch. Selbst als ein hartnäckiger Polizist (Michael Kelly) erfolgreich die offensichtlichen Parallelen zu einem Serienmörder-Fall recherchiert, vertuscht die Polizeidirektion von Los Angeles weiter ihre Fehlleistungen.

Trotz dieser skandalösen Umstände, die am Ende eine Aufklärung erfahren, ist Clint Eastwoods Film kein Politthriller, er bleibt zuallererst die glaubwürdige Tragödie einer Mutter. In Ausstattung und Lebensgefühl genau in der korrupten, gewaltbeladenen Atmosphäre von Los Angeles verankert, zeigt er in vielen Großaufnahmen Angelina Jolie als ausdrucksstarke, sensible Darstellerin.

Filmhomepage "Der fremde Sohn"