"Der Freischütz" in Zürich

Komischer Kommentar und magische Momente

Szene aus "Der Freischütz" in Zürich mit Lierse Davidsen (links), Christopher Ventris und Mélissa Petit
Szene aus "Der Freischütz" in Zürich mit Lierse Davidsen (links), Christopher Ventris und Mélissa Petit © Hans Jörg Michel / Opernhaus Zürich
Von Franziska Schütz · 18.09.2016
Die Angst des Mannes vor der Frau − darin sieht der Regisseur Herbert Fritsch die Quintessenz der romantischen Oper "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber. In seiner Züricher Inszenierung führt der Teufel mit langem roten Schwanz das Kommando.
Für den Regisseur Herbert Fritsch handelt die romantischste aller deutschen Opern von der Angst des Mannes vor der Frau. Max' Versagensangst spielt sich also in Zürich vor allem auf sexueller Ebene ab, und der Teufel auf der Bühne kann das mit seinem langen roten Schwanz voll ausspielen.
Christopher Ventris verzweifelt als stimmlich immer präsenter Max zwischen knallgrünen Jägern mit Chewbacca-Bärten und von Victoria Behr auf kongeniale Weise üppig-bunt kostümierten Choristen. Er steht aber auf Fritschs spiegelglatter Bühne mit kubistischen Elementen von Heim und Kirche im Schatten der übermächtigen, ikonenhaften und physisch wie stimmlich riesigen Agathe von Hausdebütantin Lise Davidsen. Die junge Norwegerin bringt ein erstaunliches stimmliches Material mit, das Flagstad- Format hat und von dem man sicher noch mehr hören wird.

Der Teufel ist immer da

Für seinen überdrehten, klamaukigen Stil ist Fritsch bekannt, und die folkloristischen Elemente im Freischütz sind gefundenes Fressen für ihn. Hauptfigur des komischen Kommentars ist der rote Teufel Samiel, atemberaubend verkörpert von Florian Anderer. Er ist den gesamten Opernabend auf der Bühne, stiehlt allen Protagonisten die Show und fährt zuletzt Agathe nicht nur unter den Rock, sondern in sie hinein.
Trotz schrill überzeichneter Dialoge und viel Bühnenspielerei hört Fritsch auch immer genau in die Musik, die von Marc Albrecht in ebenfalls neuer, entromantisierter Lesart präsentiert wird. Knackig, manchmal ruppig und sehr temporeich tönt Weber passend zur Action auf der Bühne aus dem Züricher Graben, um dann überraschend zart und durchsichtig mit viel Raum für die Sänger zu magischen Momenten zu finden.
Ein frischer, ein ungewöhnlicher und kurzweiliger Freischütz, der sich lohnt.
Informationen des Opernhauses Zürich zur Inszenierung "Der Freischütz"
Mehr zum Thema