Der Finne Jaakko Eino Kalevi

Softpopper mit Hardrock-Hintergrund

Ein Mann spielt Gitarre
Sanfter Sound mit Funk- und Diskoanleihen - die Musik von Jaakko Eino Kalevi © dpa / Oliver Berg
Von Christoph Reimann · 24.06.2015
In seiner Heimatstadt Helsinki steuerte Jaakko Eino Kalevi die Straßenbahnen. Nach seinem Umzug nach Berlin setzt er nun alles auf die Musik. Sein neues Album, das er wie sein Künstlerpseudonym nach seinen drei Vornamen benannt hat, wird unter Musikkennern schon sehnlichst erwartet, denn bisher hat der 30-Jährige seine Platten vor allem in Finnland rausgebracht.
Eigentlich hatte ich vermutet, Jaakko Eino Kalevi würde in Neukölln wohnen, also da, wo Berlin noch dreckig und alternativ ist und viele Künstler Unterschlupf finden. Stattdessen werde ich in den schicken und saturierten Stadtteil Prenzlauer Berg geschickt. Passt da einer hin, der solche Musik macht?
Jaakko fällt wirklich ein bisschen aus dem Bild: Er ist zwei Meter groß, hat schulterlanges blondes Haar und trägt ein altes T-Shirt mit "Kurt-Cobain"-Aufdruck. Zu dem Slacker-Aussehen passt seine Wohnung. Ein einziger Raum mit Bett, mit drei Keyboards und mit ein paar leeren Bierflaschen. Auf einem Regal türmen sich Klamottenberge.
Erst vor ein paar Stunden ist Jaakko aus dem Flugzeug gestiegen. Er war für Promo-Termine in seiner alten Heimatstadt Helsinki. Bei dem Trubel, den er jetzt zur Album-Veröffentlichung erlebt, kann ich es gut verstehen, dass er keine Zeit mehr hat, um seine Wäsche zu machen. Und heute Abend findet auch noch das Release-Konzert zur neuen Platte statt, der ersten, die auch außerhalb Finnlands erscheint.
Jaakko sitzt am offenen Fenster, und ich versinke in seiner grünen Couch. Ich frage ihn, ob er sich schon eingelebt hat in Deutschland:
"Yeah, kind of. I'm getting more homey and homey here."
Er fühlt sich immer mehr zu Hause. Warum er gerade hierhin wollte?
"I wanted to have a change."
Es war Zeit für einen Wechsel. Ob er etwas aus Finnland besonders vermisst?
"Freunde, Familie, das Leitungswasser und seine Freundin."
Jaakko ist nicht der Typ für lange Antworten. In dieser Hinsicht entspricht er ganz dem Klischee vom schweigsamen Finnen. Nach Berlin ist er vor anderthalb Jahren gezogen. Vorher hatte er schon in seiner Heimat Platten veröffentlicht, im Eigenvertrieb seit rund 15 Jahren. Jetzt, mit 30, ist er bei einer größeren Plattenfirma unter Vertrag, sie hat ihm den Umzug ermöglicht.
"Did you meet these guys who were outside of the building? No?"
Jaakko fragt mich, ob ich vorhin die Typen draußen auf der Straße gesehen hätte. Sein Kumpel Long-Sam sei darunter gewesen. Heute Abend ist er Jaakkos Support Act, früher, als die beiden zehn Jahre alt waren, haben sie zusammen Platten von Aerosmith und Guns n' Roses gehört ...
Und dann haben Sie beschlossen, Gitarristen in einer Band zu werden.
Instrumente inspirieren ihn
Inzwischen spielt Jaakko neben der Gitarre viele weitere Instrumente: Schlagzeug zum Beispiel. Oder Keyboard. Die meisten Instrumente auf seiner neuen Platte hat er selbst eingespielt. Als ich ihm erzähle, dass ich eine Melodie von ihm spielen kann, kramt er ein kleines Casio-Keyboard hervor.
Instrumente inspirieren ihn sehr, erzählt Jaakko. Und bei kleinen Instrumenten wie dem Casio-Keyboard, das tatsächlich kaum länger als 30 Zentimeter ist, habe er das Gefühl, herumspielen und ausprobieren zu können.
Mit dieser Experimentierlust, der Lo-Fi-Ästhetik und dem überwiegend sanften Sound mit Funk- und Diskoanleihen erinnert Jaakko Eino Kalevi auch ein wenig an Ariel Pink. Zum Vergleich: Das ist ein Stück des amerikanischen Weirdo-Poppers.
Bei den Songs auf der neuen Platte von Jaakko geht es immer um den Sound, nicht so sehr um die Texte, zumal seine Stimme und die einer Gastsängerin oft unter dem dichten Soundteppich und dem vielen Hall untergehen. Entstanden sind so zehn tolle, luftige Songs, die immer auch ein wenig geheimnisvoll bleiben und damit irgendwo im weiten Feld des Dream Pop zu verorten sind.
Damit passen sie sehr gut zu Jaakko, der ja selbst immer ein wenig verträumt, schüchtern und gedankenverloren wirkt - selbst als er abends auf der Bühne steht.