"Der fantastische Mr. Fox"

Vorgestellt von Hannelore Heider · 12.05.2010
Im Kinderbuchklassiker von Roald Dahl lässt es sich Mr. Fox und seiner Familie gut gehen, indem er jeden Abend das Federvieh der umliegenden Bauern stiehlt. In der Verfilmung hat er zunächst dem wilden Leben abgeschworen, kann dem verlockenden Geruch fetten Geflügels jedoch nicht lange widerstehen.
Roald Dahls Kinderbuchklassiker war zu kurz für einen abendfüllenden Trickfilm. Also hat sich Regisseur Wes Anderson zusammen mit Drehbuchautor Noah Baumbach entschlossen, noch ein paar Figuren und Situationen einzubauen und sich damit die Möglichkeit eröffnet, sein Lieblingsthema, die dysfunktionale Familie, auch in dieser Geschichte über einen längst domestizierten, aber im Grunde seines Wesens wild gebliebenen Fuchs einen nicht unwichtigen Platz zu geben.

Denn Mr. Fox ist voll im bürgerlichen Familienleben angekommen. Dem Dasein als Hühnerdieb schwor er ab, den Fuchsbau ließ er hinter sich und zog in ein schickes Baumhaus. Sohn Ash macht er mit überzogenen Erwartungen unglücklich und als dann auch noch Cousin Kristoffers als Hausgast einzieht und den Platz als Papas Liebling einnimmt, ist der Zuschauer in der Welt von Wes Anderson angekommen.

Aber der verlockende Geruch fetten Geflügels, das freilich nicht ihm, sondern den Großfarmern Grob, Grimm, Greulich gehört, macht aus dem wohl situierten Zeitungskolumnisten Mr. Fuchs schnell wieder den anarchistischen Hühnerdieb, was nicht nur einen Familienfrieden, sondern die gesamte Pelztiergemeinde in Lebensgefahr bringt. Die rachsüchtigen Großbauern lassen sich ihren Besitz auch nicht von einem noch so schlauen Mr. Fox abjagen, der Krieg beginnt.

Mit der klassischen, handwerklich perfekt gehandhabten Stop-Motion-Technik beweist Wes Anderson, dass es jenseits von Disney und 3D-Spektakeln eine Animationskunst gibt, die perfekte Unterhaltung und durchaus gewichtige Thematik in Einklang bringen kann.

Die Tiere sprechen, aber sie sind keine putzigen, sondern naturalistisch abgebildete, erwachsene Wesen mit durchaus menschlichen Eigenschaften, die in einer zivilisierten Gesellschaft mit Anwälten und Immobilienmaklern leben. Nicht bunte Kuscheltiere, sondern Charaktere mit Ecken und Kanten verständigen sich in dieser schwarz-humorigen Geschichte in durchaus intellektuellen Dialogen, für die sich im Original George Clooney, Meryl Streep, Jason Schwartzman, Bill Murray u.a. ins Zeug legten. Die deutsche Synchronisation hat mit dem Schauspielerehepaar Andrea Sawatzki und Christian Berkel hier wirklich einen Glücksgriff getan!

In diesem Animationsfilm für Erwachsene mit liebevoll nostalgischer Ausstattung und Musik von den Rolling Stones oder den Beach Boys gibt aber auch genug Action und witzige Einfälle, sodass sich die Kinder im Zuschauerraum sicher nicht langweilen werden.

USA 2009. Regie: Wes Anderson. Sprechstimmen: Christian Berkel als Mr. Fox, Andrea Sawatzki als Mrs. Fox. 87 Minuten, ab 6 Jahren

Filmhomepage "Der fantastische Mr. Fox"