"Der Fall Chodorkowski"

Von Jörg Taszman · 16.11.2011
Cyril Tuschi zeigt in "Der Fall Chodorkowski" das autoritäre Russland Wladimir Putins am spektakulären Schicksal des Ex-Oligarchen. Dem deutschen Filmemacher gelang ein komplexes und widersprüchliches Porträt des Machtmenschen Chodorkowski.
Er war einer der mächtigsten Oligarchen Russlands, Milliardär und sitzt nach zwei Schauprozessen seit 8 Jahren in russischen Gefängnissen und Arbeitslagern. Im Westen als Dissident verklärt, in Russland verachtet und vor allem vergessen, rückt der Dokumentarfilm geschickt den Aufstieg und spektakulären Fall eines ehemaligen Wunderkindes des postsowjetischen Brutalo-Kapitalismus in den Vordergrund.

Dabei hat der deutsche Filmemacher mit entfernten, russischen Wurzeln nicht nur mit Freunden, Familienmitgliedern und Geschäftskollegen von Chodorkowski gesprochen, sondern auch mit einst mächtigen Politikern wie Anatoli Tschubais, der jedes Gespräch verweigert oder Joschka Fischer, der sich als zynischer Realo präsentiert.

Trotz gewisser Schwächen und gelegentlicher Gutmütigkeit im Bezug auf seinen gefallenen Helden Chodorkowski, gelingt Cyril Tuschi ein komplexes, widersprüchliches Porträt eines Machtmenschen, der sich geläutert gibt. Vor allem aber ist es ein Film über Putins Russland und seine autoritären Strukturen: ein widersprüchlich-faszinierendes Land mit seinen ganz eigenen Regeln.

Deutschland 2011 - Regie: Cyril Tuschi, Darsteller/Mitwirkende: Michail Chodorkowski, Pavel Chodorkowski, Marina Chodorkowskaya, Lena Chodorkowskaya, Anton Drel, ab 12 Jahren, 111 Minuten

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