Der Balkankrieg als Filmvorlage

Vorgestellt von Anke Leweke · 28.11.2007
Gleich zwei Filme setzen sich in dieser Woche mit dem Krieg in Ex-Jugoslawien auseinander. Beide Filme zeigen eine Region, die immer noch nicht zu ihrem Frieden gefunden hat. In der Hollywoodproduktion "Hunting Party" jagt Richard Gere als Reporter einen ehemaligen Kriegsverbrecher. "Mörderischer Frieden" zeigt Bundeswehrsoldaten im Kosovo, die zwischen die Fronten geraten.
"Hunting Party - Wenn der Jäger zum Gejagten wird"
USA 2007. Regie: Richard Shepard. Darsteller: Richard Gere, Terrence Howard, Jesse Eisenberg, Diane Kruger. Farbe, 96 Minuten.

Allzu gut kennt man diesen Typen aus dem Genre-Kino. Er kann Cop, Sheriff, Cowboy, Soldat oder Reporter sein. Er kennt den Tod, das Elend und den Dreck dieser Welt. Ihn kann nichts mehr erschrecken und dennoch gibt er nicht auf. In "Hunting Party" spielt Richard Gere mit Drei-Tage-Bart und knallengen Jeans einen solchen Helden, den Kriegsreporter Simon Hunt, der nach Jahren in den Kosovo zurückkehrt, um einen serbischen Kriegsverbrecher, genannt "The Fox" zu jagen. Doch plötzlich werden sein Kameramann sowie ein junger, noch unerfahrener Journalist und er selbst zu Gejagten.

Warum gelingt es weder der UNO, noch der NATO noch der CIA, die Kriegsverbrecher des Jugoslawien-Kriegs zu stellen? Der Film stellt die richtigen Fragen, nur leider verpackt er sie in eine allzu stereotype Genre-Geschichte. Das Medien-Trio geizt nicht mit den üblichen coolen Sprüchen großmäuliger Actionhelden. Verwegen wirft man sich mit der Kamera in jeden Schusswechsel. Die Bösen hingegen scheinen aus einem Wettbewerb für Grimassenschneider zu kommen. Überhaupt scheint der Mann aus dem Balkan ein wutschnaubender Choleriker, der gerne zur Waffe greift.

Auch fürs Sentiment wird gesorgt. In Rückblenden bekommt man die traurige Geschichte einer schwangeren jungen Frau während der Kriegsjahre erzählt. Unangenehm ist dieser Film nicht nur, weil er eine von Krisen geschüttelte Region als Kulisse für einen gängigen und Klischee beladenen Actionfilm ausbeutet. Unangenehm ist "Hunting Party" auch deshalb, weil er die Bewohner Ex-Jugoslawiens nur als Opfer oder Täter darstellt. Und natürlich braucht es einen Hollywood-Helden, um diese Region von allen Übeln zu befreien.


"Mörderischer Frieden"
Deutschland 2007. Regie: Rudolf Schweiger. Darsteller: Adrian Topol, Max Riemelt, Susanne Bormann. Farbe, 91 Minuten.

Die Idee, einen Spielfilm über den Bundeswehreinsatz im Kosovo zu drehen, klingt spannend. Welche pazifierende Wirkung haben KFOR-Truppen überhaupt, die nicht schießen dürfen? Was bedeutet es, Neutralität in einem Krisengebiet zu bewahren? Diese brisanten Fragen versucht der junge Regisseur Rudolf Schweiger mit Kinounterhaltung zu kombinieren.

Schon nach wenigen Minuten begehen seine Helden einen schweren Fehler. Sie retten ein serbisches Mädchen, das von einem albanischen Heckenschützen angeschossen wurde. Jedes Eingreifen zum Schutz der einen Seite befördert aber die Wut und Rachegelüste der anderen Seite. Schon befinden sich die deutschen Bundeswehrsoldaten inmitten einer unheilvollen Gewaltspirale.

Doch findet der Film keine Form über sein kontroverses Thema zu reflektieren. Er verrennt sich. Einerseits versucht er sich als Actionfilm und andererseits als Melodram. Während die Suche nach einem albanischen Waffenlager für Spannung und Tempo sorgen soll, bedient sich die anbahnende Liebesgeschichte zwischen dem angeschossenen serbischen Mädchen und dem Bundeswehrsoldaten Charly die Herzschmerzschiene. Zu sehr verwickelt sich der Film in persönliche Schicksale und verliert seine eigentlich spannenden Fragen immer mehr aus den Augen.