"Denn nicht Mächtiges ist unser Singen, aber zum Leben gehört es"

Gast: Albrecht Dümling / Moderator: Michael Dasche · 02.09.2012
"Denn nicht Mächtiges ist unser Singen, aber zum Leben gehört es." Dieser von Hanns Eisler gern zitierte und in seinem letzten Werk vertonte Satz paraphrasiert einen Text Friedrich Hölderlins, eines Dichters, zu dem sich Hanns Eisler in zwei Phasen seines Lebens besonders hingezogen fühlte.
Mit Blick auf den 50. Todestag des Komponisten am 6. September geht es in der Sendung mit dem Eisler-Experten Albrecht Dümling um zwei Werkzyklen, bei denen es sich ganz oder doch großenteils um Hölderlin-Vertonungen handelt: um die Hölderlin-Fragmente für Singstimme und Klavier, entstanden 1943 im amerikanischen Exil, und um die "Ersten Gesänge" für Bariton-Solo und Streichorchester von 1961/62.

Mit seinen in der DDR, im Todesjahr vollendeten Gesängen bilanziert Eisler sein künstlerisches und politisches Leben, was sich Metier spezifisch in einer beträchtlichen stilistischen Spannweite darstellt. Vor allem die inhaltlichen Bezüge auf seine Exilwerke, zum Teil auch Übernahmen früherer Vertonungen, lassen vermuten, dass er sich bis zuletzt als heimatloser Komponist fühlte. Diese Erfahrung und einen Weg, sie produktiv zu machen, fand er wiederum bei Hölderlin: in dem Vers "Sei du, Gesang, mein freundlich Asyl". In der berührenden Vertonung dieses und anderer Texte mag sich die tatsächliche Heimatbindung Hanns Eislers kundtun.