Debatte um "Spiegel"-Cover

Trump als Henker der Freiheit

Das "Spiegel"-Cover zeit Trump bei der Enthauptung der Freiheitsstatue.
Das "Spiegel"-Cover zeit Trump bei der Enthauptung der Freiheitsstatue. © Deutschlandradio/Maurice Wojach
Carsten Probst im Gespräch mit Marietta Schwarz  · 04.02.2017
Das Titelbild der neuen "Spiegel"-Ausgabe zeigt US-Präsident Donald Trump, der in IS-Manier in der linken Hand ein blutiges Messer hält und in der rechten den Kopf der Freiheitsstatue. Geht das Nachrichtenmagazin damit zu weit?
Das neue "Spiegel"-Titelbild hat in den USA sehr unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Das Cover sei "atemberaubend", schrieb die "Washington Post". "Und ich dachte immer, die Deutschen sind für ihr sanftes Vorgehen bekannt", meinte Joe Scarborough, Moderator des TV-Senders NBC, auf Twitter.
Besonders brisant an der Karikatur ist die Parallele zu den IS-Enthauptungsvideos. Der aus Kuba stammende Künstler Edel Rodriguez, der 1980 als politischer Flüchtling in die USA gekommen war, bezeichnete in der "Washington Post" den von Trump verhängten Einreisestopp für Menschen aus sieben muslimisch geprägten Ländern als "Enthauptung der Demokratie, Enthauptung eines heiligen Symbols".

Trump als eine Figur wie Mao oder Elvis

Der Kunstkritiker Carsten Probst verteidigt den Illustratoren des Titelbildes. Es handele sich um eines der besten "Spiegel"-Cover der letzten Zeit, sagte er im Deutschlandradio Kultur. "Die Karikatur ist in ihrer ganzen bildlichen Wucht, die sie ausstrahlt, gelungen."
Die Grafik könne man inhaltlich kritisieren, sie sei aber keinesfalls unterkomplex. Das hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung dem "Spiegel" vorgeworfen. Die Vereinfachung der Darstellung gehe – so Probst – zurück auf das Werk des britischen Künstlers Julian Opie, einen Erben der Pop-Art. "Vom Standort der Medienkritik, die hinter der Pop-Art steht, ist Trump schon jetzt ein Medienlabel" – nämlich eine unverwechselbare Figur wie Mao oder Elvis, die man an ganz wenigen äußeren Merkmalen erkennt.
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