Debatte um Negativzinsen

"Der Kunde soll einfach wechseln!"

An einer Filiale der Deutschen Bank in München repariert ein Arbeiter den Schriftzug.
Die Banken müssen sich auf die Suche nach neuen Geschäftsmodellen begeben und grundlegend wandeln. © picture alliance / dpa / M. C. Hurek
Hermann-Josef Tenhagen im Gespräch mit André Hatting  · 16.08.2016
Noch sind es erst wenige Banken, die von ihren Geschäfts- oder Privatkunden Strafzinsen auf Guthaben verlangen. Der Finanzexperte Hermann-Josef Tenhagen glaubt aber nicht, dass diese Negativzinsen Schule machen werden.
Wenn die Diskussion um Negativzinsen dazu führe, dass Bankkunden mehr darüber nachdenken, wie sie ihr Geld anlegen, dann wäre es eine gute Idee, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Verbraucherportals "Finanztip" im Deutschlandradio Kultur.
Er erinnerte daran, dass man heute bei Banken immer noch ein Prozent Zinsen für Tagesgeld-Guthaben bekommen könne. Und beim Festgeld sei immer noch 1,4 Prozent Zins drin, wenn man sich denn umschaue. "Der Kunde soll einfach wechseln!" Viele Kunden vernachlässigten diese Möglichkeit jedoch, weil sie zu träge seien. Auch Index-Fonds seien für größere Guthaben zu empfehlen.

Suche nach neuen Geschäftsmodellen

"Die Banken suchen natürlich im Augenblick nach neuen Einnahmemöglichkeiten", sagte Tenhagen. Dafür sei es zum Beispiel auch möglich, die Bankgebühren zu erhöhen, kostenlose Girokonten abzuschaffen oder Filialen zu schließen.
Schlecht gehe es den Banken aber nicht. "Ich kann verstehen, dass man liebgewonnene Geschäftsmodelle nicht mehr so umsetzen kann und dass man dann unglücklich ist", meinte der Finanzexperte. Aber bei den Banken und Sparkasse werde nach wie vor recht gut verdient:
"Ich rede jetzt nicht von der Frau hinterm Schalter, sondern darüber, dass der wesentliche Teil der Sparkassen-Direktoren in Deutschland mehr verdient als die Bundeskanzlerin, von Privatbanken und den Gehältern, die da üblich sind, mal ganz zu schweigen."
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