DDR-Literatur

Ein Reim auf Erich Honecker

Aufgenommen am 14.04.2014 in Marbach am Neckar (Baden-Württemberg).
Das Deutsche Literaturarchiv Marbach © picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert
Ulrich von Bülow im Gespräch mit Jörg Magenau · 31.10.2014
Im Deutschen Literaturarchiv Marbach befinden sich zahlreiche Nachlässe und Privatarchive von DDR-Autoren. Wegen der großen Diskrepanz zwischen öffentlichen und privaten Äußerungen in der DDR bieten sie besonderes spannende Einsichten.
Den nach der Akademie der Künste zweitgrößten Bestand an Nachlässen und Privatarchiven von DDR-Autoren hat das Deutsche Literaturarchiv in Marbach. Wegen der großen Diskrepanz zwischen dem, was in der DDR öffentlich und was nur privat gesagt werden konnte, böten diese Nachlässe einen besonderen Erkenntnisgewinn, meint der Leiter der Marbacher Archivabteilung, Ulrich von Bülow.
Unter anderem befinden sich in Marbach die Nachlässe von Peter Huchel, Johannes Bobrowski, Dieter Noll und Sarah Kirsch, aber auch Vorlässe, etwa von Günter Kunert, Hans Joachim Schädlich oder Hermann Kant.
Tagebücher und Textcollagen
Besonders interessant sei der Nachlass des Dichters Richard Leising, sagt Ulrich von Bülow. Dieser habe in der DDR nur einen einzigen Gedichtband veröffentlicht, aber sehr Vieles fast druckfertig hinterlassen.
"Es sind Merkbücher, so eine Art Tagebuch, angereichert durch Dokumente, es sind Berichte von Westreisen oder es sind so ganz eigentümliche Text-Collagen."
So habe Leising gern Bilder von Erich Honecker aus DDR-Zeitungen ausgeschnitten und sich seinen Vers dazu gemacht, beispielsweise zu einem Foto, wo Erich Honecker Franz Josef Strauß die Hand drückt:

"Darunter hat Leising den folgenden Vierzeiler geschrieben: Und tauschte ich den Händedruck mit diesem schwarzen Gast - gemeint ist Strauß - bekäme ich statt Milliarden nur ein kleines Sümmchen Knast."
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