David gegen Goliath in der Glamournacht

Von Kerstin Zilm · 08.03.2010
Mit Kathry Bigelow wurde bei der diesjährigen Oscar-Verleihung zum ersten Mal in der Geschichte des Filmpreises eine Frau für die beste Regie ausgezeichnet. In insgesamt sechs Kategorien gewann ihr Film "Hurt Locker" und schlug damit den Favoriten "Avatar" ihres Ex-Mannes James Cameron.
Barbra Streisand: "Well the time has come."

"Die Zeit ist gekommen", sagte Barbra Streisand, nachdem sie den Umschlag geöffnet hatte.

"Kathryn Bigelow!"

Die Zeit, eine Frau in der Kategorie "Beste Regie" mit einem Oscar auszuzeichnen: Kathryn Bigelow für ihre Arbeit an "Hurt Locker", dem Film über Bomben-Entschärfer im Irak-Krieg. Vor Bigelow waren drei Regisseurinnen nominiert: Lina Wertmüller für "Sieben Schönheiten", Jane Campion für "Das Piano" und Sofia Coppola für "Lost in Translation".

"This is a moment of a lifetime."

"Dies ist ein einzigartiger Moment in meinem Leben", war der einzige Satz, mit dem die Regisseurin auf diesen bemerkenswerten Fakt einging. Kathryn Bigelow dankte vielmehr ihrem Team und denen, die in der Realität Uniformen tragen:

"Ich möchte diesen Preis den Männern und Frauen im Militär widmen, die überall in der Welt täglich ihr Leben riskieren. Mögen sie sicher zurückkehren."

Der Low Budget Film "Hurt Locker" gewann mit sechs Oscars, darunter die für Regie, Film und Drehbuch eindeutig das Rennen gegen den Multimega-Hit "Avatar" unter Regie von Bigelows Ex-Ehemann James Cameron. Der 3-D-Kassenschlager erhielt drei Auszeichnungen.

Den ersten Oscar des Abends bekam der österreichische Schauspieler Christoph Waltz. Die Akademie zeichnete Waltz aus als "besten Nebendarsteller" für seine Rolle als SS-Mann Hans Landa in Quentin Tarantinos "Inglorious Basterds". Er bedankte sich bei den Akademiemitgliedern für die herzliche Aufnahme in Hollywood.

"Quentin, dieser furchtlose Entdecker, hat mit seinen unorthodoxen Navigationsmethoden das Schiff über die See mit fliegenden Fahnen in den Hafen gebracht. Deshalb bin ich hier. Und dies ist Ihre Begrüßungsumarmung. Ich kann Ihnen niemals genug danken, aber ich kann damit jetzt anfangen: Danke!"

Die andere große Hoffnung aus deutschsprachiger Sicht, "Das weiße Band" des Regisseurs Michael Haneke, hatte einen kurzen Oscar-Moment bei der Präsentation der Kategorie "bester ausländischer Film".

Doch der Auslands-Oscar ging an den Beitrag aus Argentinien "El Secreto de Sus Ojos". Auch Hanekes für einen Oscar nominierte Kameramann Christian Berger ging leer aus.

Zu den Höhepunkten der Show gehörte die emotionale Dankesrede von Sandra Bullock für ihren Oscar als "beste Hauptdarstellerin". In "Blind Side" spielt sie eine gut betuchte weiße Frau, die einem obdachlosen schwarzen Jungen hilft, seinen Traum, Profisportler zu werden, zu verwirklichen. Mit Tränen in den Augen bedankte sich die Schauspielerin bei ihrer verstorbenen Mutter.

"Dafür, dass sie ihre Töchter daran erinnert hat, dass keine Rasse, Religion, Klasse, sexuelle Vorliebe uns besser macht als andere. Wir alle haben es verdient, geliebt zu werden."

Erfrischend zwischen weitgehend wenig überraschenden Dankesreden die Freude von Jeff Bridges über seinen Oscar als Hauptdarsteller in dem Film über einen heruntergekommenen Country-Music-Star in "Crazy Heart":

"Whooh!"

Mo'nique, die als "beste Nebendarstellerin" ausgezeichnet wurde für ihre Rolle in "Precious", der Geschichte eines schwarzen Teenagers in Harlem, die von ihren Eltern psychisch und physisch misshandelt wird, nutzte ihre Rede für ernsthafte Anmerkungen:

"Zuerst danke ich der Akademie dafür, dass sie gezeigt hat: Es kann um die Leistung gehen und nicht um Politik. Und meinem wunderbaren Ehemann Sydney dafür, dass du mir gezeigt hast, dass man manchmal unpopuläre Sachen tun muss, um das Richtige zu tun. Du hattest Recht!"

Es war ein Abend, in dem Filme mit kleinem Budget über die Mega-Multi-Millionen-Dollar-Produktion "Avatar" triumphierten - oder zumindest mithalten konnten. Filme, die Bilder der USA und ihrer Filmemacher zeigen, die internationale Beachtung verdienen.
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