David Foster Wallace

Nicht nett zu Frauen

Der Autor David Foster Wallace (1962-2008) zwei Jahre vor seinem Tod
Der Autor David Foster Wallace (1962-2008) zwei Jahre vor seinem Tod © CC BY 2.0 / Steve Rhodes / picture alliance
Moderation: Frank Meyer · 06.11.2014
Er galt als Ausnahmetalent der amerikanischen Literatur und setzte 2008 seinem Leben ein Ende: David Foster Wallace. Jetzt ist die erste Biografie über ihn erschienen. Diese sei gelungen und enthalte auch unangenehme Wahrheiten, sagt Wallace-Übersetzer Ulrich Blumenbach.
Der Autor David Foster Wallace wurde in der englischsprachigen Welt bewundert wie kaum ein anderer – für seine Romane "Der Besen im System", "Unendlicher Spaß" oder "Der bleiche König" genauso wie für seine Kurzgeschichten. Unter dem Titel "Jede Liebesgeschichte ist eine Gespenstergeschichte" ist jetzt auf Deutsch die erste Biografie des 2008 verstorbenen Autors erschienen.
Ein gelungenes Werk, findet Ulrich Blumenbach, David-Foster-Wallace-Kenner und -Übersetzer. Biograf D.T. Max habe sehr viel Material gesammelt, auch Wallace' unveröffentlichte Briefe einsehen können.
"Daraus bezieht er einen Großteil seiner Fakten, und das ist einfach großartig."
Band mit David Foster Wallace' Briefen in Vorbereitung
In den USA werde derzeit ein Band mit Briefen von Wallace vorbereitet, von dem sein Biograf sage, er könne "einer der letzten großen Briefschreiber der amerikanischen Literatur gewesen sein".
Auch räume die Biografie mit Legenden und Gerüchten um die Depression des Schriftstellers auf und bringe "Ordnung" in dessen Krankengeschichte: wann dieser welchen depressiven Schub erlitten habe, wann er sich welcher Behandlung unterzogen habe und welche Selbstmordversuche es vor seinem letzten und erfolgreichen von 2008 gegeben habe.
"Politik der verbrannten Erde" im Umgang mit Frauen
Das Buch habe ihm aber auch unangenehme Facetten David Forster Wallace' gezeigt, sagte Blumenbach:
"Wallace hatte viele Freundinnen, viele Partnerinnen und er ist mit diesen Frauen nicht immer sehr sympathisch umgegangen. Also, er hat oft Beziehungen beendet mit einer Politik der verbrannten Erde."
Das passe nicht zu dem öffentlichen Bild des Schriftstellers Wallace als eines "sehr achtsamen Menschen, der eine Ästhetik, aber auch eine Lebensphilosophie der Empathie propagiert", so Blumenbach.
"Das war er in seinem persönlichen und vor allem in seinem Beziehungsleben nicht immer."
Daniel Max: Jede Liebesgeschichte ist eine Geistergeschichte. David Foster Wallace. Ein Leben.
Aus dem amerikanischen Englisch von Eva Kemper
Verlag Kiepenheuer & Witsch, 512 Seiten, 24,99 €
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Der Übersetzer Ulrich Blumenbach© picture-alliance / dpa-Zentralbild / Arno Burgi

Ulrich Blumenbach hat die meisten der Wallace-Bücher ins Deutsche übersetzt. Für seine Übertragung des Romans "Unendlicher Spaß" wurde er mit dem Leipziger Buchpreis für Übersetzung ausgezeichnet.

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