Datenschutz "quasi aus dem Fenster geworfen"

12.09.2006
Der Chaos Computer Club - kurz CCC - fordert das "Menschenrecht auf Kommunikation" und kämpft gegen die Entwicklung zum "gläsernen Menschen". Dieser Kampf sei nicht verloren, so der Sprecher des Clubs Andy Müller-Maguhn anlässlich des 25-jährigen Jubiläums - auch wenn nach 2001 der Datenschutz "quasi aus dem Fenster geworfen" worden sei.
Müller-Maguhn, langjähriges Mitglied und Sprecher des Chaos Computer Clubs, forderte eine Überprüfung der Maßnahmen, die nach 2001 voreilig getroffen worden seien, und diese gegebenenfalls zu revidieren. Die Aufgabe der Freiheit über seine persönlichen Daten sei nicht gleichzusetzen mit mehr Sicherheit. "Sicherheit und Überwachung ist überhaupt nicht dasselbe", so Müller-Maguhn. "Ist nicht eigentlich die Sicherheit, die wir wollen, die Sicherheit unsere Freiheit zu haben?"

Müller-Maguhn betonte, das Ziel des CCCs sei es, "Technologien erfassbar" zu machen. Der Nutzer solle sich nicht als Opfer technischer Entwicklungen sehen, weil "man da etwas rein gedrückt bekommt, was man nicht versteht", sondern er solle neue Technologien spielerisch kennen lernen und Andere daran teilhaben lassen.

In der Gründungszeit des CCC habe es zwei Strömungen gegeben: Zum einen die politisch Motivierten, die über die Chancen und Risiken neuer Informationstechnologien diskutierten, zum anderen die technisch Interessierten, die den PC eher als "großes Spielzeug" betrachtet hätten und die Grenzen der Beschäftigung ausloten wollten.

Der CCC wurde am 12. September 1981 am Tisch der Kommune 1 in den Redaktionsräumen der "taz" gegründet. Erstmal sorgte er 1984 für Aufsehen, als Hacker des Clubs das als sicher geltende Bildschirmtextsystem (BTX) der Bundespost knackten und über Nacht knapp 135.000 Deutsche Mark von der Hamburger Sparkasse auf ihr Vereinskonto überwiesen.

Das Gespräch mit Andy Müller-Maguhn können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-demand-Angebot nachhören.