"Das war der traurigste Tag meines Lebens"

11.09.2013
Mit dem Putsch gegen den Präsidenten Salvador Allende vor 40 Jahren in Chile sei für ihn der Traum von der Erschaffung einer besseren Gesellschaft zerstört worden, sagt der chilenische Schriftsteller Antonio Skármeta.
Der Militärputsch habe sich nicht nur gegen Allende und seine politischen Projekte gerichtet, sondern auch gegen die ganze demokratische Tradition Chiles, so Skármeta weiter.

Es sei bemerkenswert, dass die Erinnerung an den Putsch in den verschiedensten Generationen immer noch so lebendig sei, meinte Skármeta:

"Ich glaube, die Europäer haben mitgelitten mit diesem Coup in Chile. Sie haben die chilenischen Träume geteilt. Sie haben gehofft, dass es mit der Allende-Regierung gut geht."

Als Exilant in West-Berlin habe er eine große Solidarität von Seiten der politischen Parteien, der Kirchen und vieler Studenten erfahren, äußerte Skármeta. Er glaube, dass die europäischen Demokratien viel Verständnis für Allende und seinen Versuch eines demokratischen Sozialismus gehabt hätten. So hätten damals fast alle europäischen Länder die chilenischen Exilanten "mit offenen Armen und einem großen Herz" empfangen, so Skármeta.

Die europäische Erfahrung der Exil-Chilenen sei später sehr wichtig gewesen für das demokratische Selbstverständnis der chilenischen Gesellschaft nach Absetzung des Diktators.

Für ihn sei Salvador Allende ein Held. Er erinnere sich an ihn als "eine Person, die ohne Gewalt, mit Überzeugung, mit Herz, mit Freude etwas Großes versucht hat".

Skármeta war nach dem Ende der Pinochet-Diktatur von 2000 bis 2003 auch Botschafter seines Landes in Deutschland.



Sie können das Interview mit Antonio Skármeta mindestens bis zum 11.2.2014 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.


"Links zum Thema bei dradio.de:"

Pinochets Putsch gegen Allende

Funktionierende Zivilgesellschaft
Chile 40 Jahre nach dem Putsch

"Pinochet war für mich bloß ein Fernsehonkel"
Chilenische Literatur 40 Jahre nach dem Militärputsch

Werbetexter der Geschichte
Antonio Skármeta: "Die Tage des Regenbogens", Graf Verlag, München 2013, 256 Seiten

"NO!"
Eine kluge, nachdenkliche und unterhaltsame Metapher über Wahlkampf und Zivilcourage

Chilenische Familiensaga
Isabel Allende: "Das Geisterhaus", Der Hörverlag, 8 CDs, 560 Minuten

Die Notizen des Kochs des Präsidenten
Roberto Ampuero: "Der letzte Tango des Salvador Allende", Bloomsbury Verlag, Berlin 2013, 445 Seiten

Noch immer zerrissen
Chiles Weg in die Demokratie
1210 Menschen bilden liegend eine Linie, um an das Schicksal Tausender zu erinnern, die während der Dikatur verschwunden sind.
1210 Menschen bilden liegend eine Linie, um an das Schicksal Tausender Verschwundener zu erinnern.© picture alliance / dpa / Mario Ruiz
Der ehemalige chilenische Präsident Salvador Allende
Der ehemalige chilenische Präsident Salvador Allende© AP Archiv