Das Völkerrecht im Film

Von Susanne Burg · 09.02.2009
Die Arbeit Internationaler Strafgerichte ist oft langwierig, die Aufarbeitung der Verbrechen gegen die Menschlichkeit mitunter ermüdend. Trotzdem wurden sie jetzt zum Filmthema. Hans Christian Schmids "Storm" zeigt den Gefühlsausbruch einer Zeugin vor dem UN-Tribunal in Den Haag, während "Von Arusha nach Arusha" die Arbeit des Ruanda-Tribunals dokumentiert.
Szene aus "Sturm": "To be honest: we were assuming the trial was winding down to its natural end."

Goran Duric steht vor dem Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag. Er ist ehemaliger Befehlshaber der jugoslawischen Armee. Ihm wird vorgeworfen, er habe eine Gruppe bosnisch-muslimischer Zivilisten in einen Bus sperren und deportieren lassen. Aber der Fall droht zu kippen, als sich ein Zeuge in widersprüchliche Aussagen verstrickt und schließlich Selbstmord begeht.

"Just get Duric!"

Hauptsache, ihr sperrt Duric hinter Gitter. Das wünscht sich Mira, die Schwester des toten Zeugen in Hans-Christian Schmids Gerichtsfilm "Sturm". Jahre lang hat die Bosnierin ihre Erinnerungen unterdrückt. Sie war als Mädchen ebenfalls im Bus, ist wochenlang in einem Hotel vergewaltigt worden. Jetzt ist sie bereit, vor Gericht auszusagen, und ein wahrer Sturm an Emotionen bricht in ihr durch.

Aber sie und die Anklägerin Hanna Maynard müssen feststellen, dass das Schicksal der Zeugin plötzlich keine Rolle mehr spielt. Das Gericht will den Fall zu Ende bringen und einen Kompromiss schließen. Und scheint dabei auch den Wunsch von EU-Politikern zu berücksichtigen, denen sehr daran liegt, dass die Region zur Ruhe kommt. Verdichtete Realität nennt Hans-Christian Schmid die Geschichte des Filmes:

"Das Tribunal arbeitet ja leider nicht in einem politisch luftleeren Raum und wenn es opportun ist für die EU, ein Land an sich zu binden, dann ist da sofort das andere Land und sagt: Wieso werden denen Angebote gemacht und uns nicht? Und ich bin davon überzeugt, dass Justiz unabhängig von Politik operieren sollte."

Auch der Dokumentarfilm D'Arusha à Arusha des französischen Regisseurs Christophe Gargot zeigt, wie problematisch internationale Gerichtsverfahren sind, wenn es darum geht, Völkerrechtsverstöße aufzuarbeiten. In Arusha, Tansania, hat der Internationale Strafgerichtshof für Ruanda jahrelang Prozesse gegen die Hauptschuldigen des Völkermordes in Ruanda 1994 abgehalten.

30.000 Stunden Filmaufnahmen hat das Gericht in zehn Jahren dabei produziert. Christophe Gargot hat das Material gesichtet und zeigt teilweise quälend lange Ausschnitte daraus. Sie geben aber eine Ahnung davon, warum das Tribunal seit Jahren für seine Langsamkeit kritisiert wird. Dazwischen geschnitten: Bilder vom Schulinspektor, der Tutsi umgebracht hat, Menschen im Gefängnis und Aufnahmen von traditionellen ruandischen Dorfgerichten, die für ihn nur ein weiteres Justizritual darstellen, das die große Dimension der Gerechtigkeit verfehlt.