Das Verschwinden des Mister A. B. oder Ein Traum von Mexiko

Von Dagmar Just · 14.04.2013
Silvester 1913. Berlin versinkt im Schnee, und auch über Texas fegt ein Blizzard. Ein einsamer Reiter überquert den Rio Grande. Groß, aufrecht, weißhaarig, zwei Colts in der Satteltasche, Bücher und Papiere. "Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?", hatte sein Altersgefährte Karl May auf seiner letzten Amerikatournee gefragt. Doch dieser Reiter ist keine Romanfigur, sondern Ambrose Bierce, der gefürchtetste Kritiker der Neuen Welt.
Und so reitet er weiter durch den Schnee der Sierra, unter Geiern und Kakteen, in Richtung Westen. Er glaubt an nichts, dafür ist er berühmt. Ausgenommen das Eine: "Alle guten Gringos kommen in den Himmel, wenn sie durch eine Kugel fallen". Diese Kugel, sucht er sie in Chihuahua?

Der Traum von Mexiko, den bald halb Europa träumen wird - Antonin Artaud und Andrè Breton, Max Ernst und Anna Seghers, Ernst Fromm und Bruno Traven und sogar Leo Trotzki, der Russe? In dieser Silvesternacht verlieren sich A. B.s Spuren im Schnee. Er verschwindet, wie Glenn Miller verschwinden wird und Antoine de Saint-Exupéry. Und da keiner ihn jemals tot sah, reitet er für manche noch immer ...