Das Übergeordnete, das Transzendente!

03.01.2013
Seit den 90er Jahren produziert die in Berlin lebende Künstlerin Barbara Morgenstern elektronische Musik. Das Clubleben hat ihren Sound geprägt, aber sie hat auch den Ruf deutscher Popmusik mit vieldeutigen Texten mitgeprägt.
Neben Albumproduktionen - das letzte "Sweet Silence" erschien Mitte 2012 - hat Barbara Morgenstern immer noch andere Projekte laufen. Zum Beispiel den Chor der Weltmusik, in dem sich Menschen aller Altersstufen und Herkunft zum Singen zusammentun - von Popsongs bis hin zu zeitgenössischen Stücken.

Kultur schafft Toleranz und öffnet neue Horizonte, so das Credo der 41-jährigen Barbara Morgenstern. Deshalb, so verriet sie, halte sie auch für wichtig, dass Kultur - gerade jenseits der großen Opernhäuser - weiterhin staatlich gefördert wird:

"Für mich ist Kultur essentiell wichtig, weil sie für mich das Übergeordnete, das Transzendente darstellt. Ich habe neulich mit Gudrun Gut, meiner Labelchefin, darüber gesprochen, und sie sagte den schönen Satz: Wenn ich keine Musik mache, dann fehlt mir das Transzendente. Und genau das ist es.

Das, was über den banalen Alltag hinausgeht. Was einen Sinnzusammenhang spenden kann, Dinge ausdrückt, gerade in der Musik, die ich mit Worten nicht ausdrücken kann, vielleicht auch etwas Spirituelles im ganz weiten Sinne. Aber auf jeden Fall etwas sehr Sinnstiftendes.

Ich bin aufgewachsen in einer recht musikalischen Familie. Bei uns hatte Musik einen hohen Stellenwert, zum Beispiel mein Vater war jemand, der bei klassischer Musik eigentlich regelmäßig in Tränen ausgebrochen ist.

Geht mir auch so. Das passiert aufgrund eines gewissen Berührtseins, was für mich schon über meinen Alltag hinausgeht, wo Fragen aufkommen: Warum bin ich, was bewegt mich emotional, was ist mir wichtig?

Die entscheidenden Weichen wurden für mich als Jugendliche gestellt. Im Teenager-Alter. Und das ist, glaube ich, auch nach wie vor so, und wenn man da Leute abholt und denen Wege eröffnet, kann das eine Riesen-Chance, ein riesiges Potential sein. Das ist zum Beispiel ein Punkt, den ich essentiell wichtig finde: Arbeit mit Jugendlichen.

Es gibt viele wichtige Kulturereignisse in meinem Leben. Aber das erste und entscheidenste war ein Projekt, das in meiner Geburtstadt Hagen stattgefunden hat. Da hat ein Jazzmusiker namens Martin Verborg, der ist Saxophonist und geht in Richtung Improvisation, experimentelle Musik, Freejazz, ein Projekt gemacht, bei dem er ein Orchester aus einer Band gegründet hat. Das heißt, es gab sechs Schlagzeuger, acht Gitarristen, acht Bassisten, 20 Sänger. Und das war für mich ein einschneidendes Erlebnis, weil es mir so eine Welt geöffnet hat. Und gezeigt hat: Das ist möglich.

Mein Leben hat das nicht verändert, aber meine Musik hat es verändert. Das auf jeden Fall."

Die Fragen stellte Marietta Schwarz

Die Serie im Überblick:

"Wozu brauchen Sie Kultur?" Prominente sagen, was sie an der Kultur schätzen

Links auf dradio.de zu Barbara Morgenstern:

Mit "Sweet Silence" zurück zu den Wurzeln - Barbara Morgenstern im Corso-Gespräch
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