Das Streichquartett Nr. 5 von Béla Bartók

Wende zu kunstvoller Einfachheit

Der ungarische Komponist und Pianist Bela Bartok
Der ungarische Komponist und Pianist Béla Bartók © picture alliance / dpa / Foto: MTI
Gast: Frank Schneider · 07.12.2014
Das fünfte Streichquartett entstand in einer Zeit, in der Bartóks Ruf als einer der führenden musikalischen Avantgardisten sich weltweit durchgesetzt hatte. In seiner Heimat wurde er nach wie vor skeptisch und oft verspätet rezipiert.
Auch aufgrund seiner antifaschistischen Überzeugungen wuchs die Distanz zu Ungarn, und es reiften die Pläne zur Emigration in die USA. Nicht zuletzt im Zeichen dieser neuen Perspektive entstand das fünfte Streichquartett als Auftragskomposition der Library of Congress Washington mit der amerikanischen Mäzenin Elizabeth Sprague Coolidge im Hintergrund. Uraufgeführt wurde es hier von einem in die Staaten emigriertem Ensemble aus Wien, dem berühmten Kolisch-Quartett, während die Budapester Premiere durch das Neue Ungarische Streichquartett erst ein Jahr später stattfand.
Spielerische und tänzerische Momente
In seinem Aufbau kann das Werk als direktes Gegenstück zum vierten Quartett verstanden werden, kompositionstechnisch aber ebenso auch als dessen Fortsetzung. Gleichwohl ist es stilistisch weniger experimentell und – im Sinne einer neuen Fasslichkeit – gereifter geraten. Statt der dramatischen Momente und einer "Nacht-Licht"-Durchbruchskonzeption dort herrscht hier ein gelöstes und entspanntes Klima, treten in den schnellen Sätzen musikantische, spielerische und tänzerische Momente hervor, die mit der Klangphantastik der langsamen Sätze kontrastieren.
Mehr zum Thema