Das RSB mit Jacquelyn Wagner und Marek Janowski

Erhellende Momente

Die Sopranistin Jacquelyn Wagner
Die Sopranistin Jacquelyn Wagner © Agentur/RSB
27.11.2015
Drei große "Bs" bieten das RSB, die Sopranistin Jacquelyn Wagner, der MDR-Rundfunkchor und Dirigent Marek Janowski an diesem Abend: Bruckners e-Moll-Messe, Bachs 3. Brandenburgisches Konzert und Brittens "Les illuminations".
Drei große "Bs" der älteren und jüngeren Musikgeschichte sind es, die am diesem Abend in der Philharmonie Berlin in einem Programm zusammengespannt werden (und Beethoven ist nicht dabei!): Bei Johann Sebastian Bach gibt es keinen Zweifel, weshalb es ratsam ist, seine Musik zu spielen. Doch Benjamin Britten und Anton Bruckner zählen ebenfalls unbedingt zu den großen "Bs" der Musikgeschichte. Denn das Gesamtwerk der beiden ist in Umfang, Inhalt und Aussagekraft nun einmal bedeutend.
Das Rundfunk-Sinfonieorchester tritt an diesem Abend getrennt auf - der erste Teil gehört den Bläsern, der zweite den Streichern.
Erstaunlich ist dann aber, dass der Abend ein wahres Kontrastprogramm bietet: Der erzkatholische Organist von Sankt Florian, Anton Bruckner, der doch mit seinen weltlichen Sinfonien (und seiner Verehrung des gänzlich unkirchlichen Richard Wagner) am bekanntesten geworden ist, kommt mit einer seiner drei Messen zum Zuge, der zweiten so genannten Bläsermesse in e-Moll, einem recht archaisch anmutenden liturgischen Werk, das nicht unbedingt für den Konzertsaal gedacht ist.
Der "Gott der Musik", der überzeugte Lutheraner Johann Sebastian Bach, wiederum erscheint an diesem Abend in Form seiner weltlichen, nicht weniger erleuchteten Instrumentalkonzerte, in diesem Fall des dritten der insgesamt sechs Konzerte für die Kapelle des Markgrafen von Brandenburg-Schwedt. Das G-Dur-Konzert ist nur für konzertierende Streichergruppen gesetzt, hat also keine wirklichen Solo-Instrumente wie die anderen Brandenburgischen Konzerte.
Den Schlusspunkt des Konzerts bilden die "flüsternden" Lieder für hohe Solostimme und Streicher des großen Klassiker des 20. Jahrhunderts Benjamin Britten - "Les illuminations" auf Gedichte von Arthur Rimbaud.
Anton Bruckners "Bläsermesse" wirkt wie "konserviertes" Mittelalter – der Spätromantiker ließ sich von der Vision eines gotischen Bauwerks leiten, von den optischen Dimensionen, denn die akustischen Hinterlassenschaften der Zeit interessierten Bruckner nicht so sehr. Entstanden ist die Messe für den neuen Dom zu Linz. Benjamin Brittens "Les illuminations" sind ein bedeutender Liederzyklus einer Moderne, die die Tradition nicht verleugnet. Zwischen den beiden Vokalwerken wirkt das Dritte Brandenburgische Konzert wie ein musikgeschichtliches Scharnier.
Live aus der Philharmonie Berlin
Anton Bruckner
Messe Nr. 2 e-Moll für Chor und Bläser WAB 27
ca. 20.45 Uhr Konzertpause
Johann Sebastian Bach
Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048
Benjamin Britten
"Les illuminations" für hohe Solostimme und Streichorchester op. 18
Jacquelyn Wagner, Sopran
MDR-Rundfunkchor Leipzig
Rundfunk-Sinfonierochester Berlin
Leitung: Marek Janowski
Ausstrahlung im Surround Sound