Das Lebensgefühl junger Musiker

Vorgestellt von Jörg Taszman · 09.01.2008
Vom kurzen intensiven Leben von Ian Curtis, Sänger der Band "Joy Division", erzählt das Regiedebüt "Control" des Holländers Anton Corbijn. Musik, Drogen und schneller Sex sind das Thema von "Berlin am Meer". Im Mittelpunkt stehen zwei Freunde, die als DJs von einem Plattenvertrag träumen und sich für die gleiche Frau interessieren.
"Control"
Großbritannien 2007, Regie: Anton Corbijn, Hauptdarsteller: Sam Riley, Samantha Morton, ab zwölf Jahren

Macclesfield ist ein grauer Vorort von Manchester mit tristen Plattenbauten und jungen Männern, die darin sehr laute Musik machen. So auch Ian, ein schlaksiger, fast unscheinbarer, eher schüchterner Typ. In seiner Freizeit ist er Sänger, tanzt ungelenk und geht doch völlig aus sich heraus. Bald nennt sich seine Band "Joy Division", spielt in Clubs und erhält einen Plattenvertrag.

Ian Curtis, der schon mit 19 heiratete und bald darauf Vater wurde, konnte sich in seinem Leben nicht zwischen zwei Frauen entscheiden. Seine Geliebte, die Belgierin Annick, spielt Alexandra Maria Lara.

Regisseur Anton Corbijn gelingt es, die Dreiecksgeschichte sehr ausgewogen zu erzählen. Es waren nicht nur persönliche Probleme, die Ian Curtis immer depressiver werden ließen. Er war Epileptiker, nahm starke Medikamente und Drogen. Am Vorabend zur ersten US-Tour der Band 1980 nimmt er sich im Alter von 23 Jahren das Leben.

Geblieben sind von Ian Curtis nur wenige Archivaufnahmen von den Konzerten mit seiner Band und die Fotos, die Regisseur Anton Corbijn als junger Fotograf von ihm aufgenommen hatte.

Nun gelingt dem Holländer in seinem Regiedebüt ein zurückhaltender, eindringlicher Film über einen jungen Mann, auf den zuviel gleichzeitig einstürmte. Insgesamt ist "Control" so ein ganz anderer Musikfilm über das tragische Scheitern eines jungen Lebens geworden, der nie vorgibt, etwas verstanden zu haben, sondern am Ende den Zuschauer mit vielen offenen Fragen entlässt.

"Berlin am Meer"
Deutschland 2007, Regie: Wolfgang Eißler, Hauptdarsteller: Robert Stadtlober, Anna Brüggemann, ab 12 Jahren

Der 36-jährige Regisseur Wolfgang Eißler stammt aus der Werbefilm- und Musikbranche, und das sieht man seinem Film auch an. Immer wieder versucht er sich an hippen, schnellen Bildern, um das Lebensgefühl einer jungen Generation auf die Leinwand zu bannen, die genug Geld zu haben scheint und nur an Partys, Drogen und schnellen Sex denkt. Dabei wirkt der Film ebenso oberflächlich wie seine Protagonisten.

Tom und Malte sind Anfang 20, leben in den Tag, sind Abends DJs und machen Musik. Sie träumen von einem Plattenvertrag, sind jedoch sehr unterschiedlich. Malte hat schnell Erfolg bei Frauen und kann sich überhaupt gut verkaufen. Der sensiblere Tom dagegen traut sich nicht einmal zuzugeben, dass er auch klassische Musik mag. Außerdem hat er eher Pech in der Liebe. Und dann kommt Mavie nach Berlin, die Schwester von Mitch, bei dem Tom wohnt. Und nun möchte "Berlin am Meer" eigentlich auch eine Liebesgeschichte sein…

Böse formuliert ist der Film jedoch nur "trendy" und handelt von verwöhnten Bürgersöhnchen und -töchtern, die einfach nicht erwachsen werden wollen. Das ist weder sympathisch noch wirklich interessant.
Schauspielerin Alexandra Maria Lara und ihr Freund, der britische Schauspieler Sam Riley, bei der Filmpremiere des Films "Control" in Berlin
Alexandra Maria Lara und ihr Freund Sam Riley bei der Filmpremiere in Berlin© AP
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