"Das Judenthum in der Musik"

Von Axel Rahmlow · 05.07.2012
Es gibt gute Gründe, warum Aufführungen von Werken des Komponisten Richard Wagner in Israel bis heute praktisch nicht stattfinden. Erst im Juni wurde eine geplante Aufführung nach großem Druck von Holocaust-Überlebenden abgesagt.
1850 veröffentliche die "Neue Zeitschrift für Musik" aus Leipzig einen Aufsatz von K. Freigedank. In "Das Judenthum in der Musik" schrieb der Autor:

"Der Jude fällt uns im gemeinen Leben zunächst durch seine äußere Erscheinung auf. […] Wir wünschen unwillkürlich mit einem so aussehenden Menschen nichts gemeinsam zu haben."

K. Freigedank war nichts anderes als ein Pseudonym, verwendet von Richard Wagner. 1869 veröffentlichte er die antisemitische Schrift ein zweites Mal - diesmal unter seinem Namen.

Einige Biografien führen die Äußerungen auf einen Minderwertigkeitskomplex zurück. Hinzu komme Wagners Rivalitätsgefühl gegenüber jüdischen Komponisten wie Felix Mendelsohn Bartholdy. Gleichzeitig pflegte er jedoch Freundschaften zu Juden und vertraute dem jüdischen Dirigenten Hermann Levi die Uraufführung seiner letzten Oper "Parsifal" an.

Im Dritten Reich verehrten die Nationalsozialisten Richard Wagner und vereinnahmten ihn und sein Werk zu Propagandazwecken. Auch weil Wagner für Adolf Hitler persönlich ein Idol war.

"Einer dieser Männer, die das feste Wesen unseres Volkes in sich verkörpern, ist Richard Wagner."

Wagner konnte sich gegen diesen Kult nicht wehren, er hat mit seinen Schriften jedoch dazu beigetragen. Deswegen ist er in Israel noch heute heftig umstritten. Die öffentliche Aufführung seiner Werke ist dort nach wie vor praktisch kaum möglich. Erst im Juni wurde eine geplante Aufführung nach großem Druck von Holocaust-Überlebenden abgesagt.

Mehr zum Thema:
Gespräch als MP3-Audio "Hacking Wagner" - Ein Tanzprojekt über die Rezeption von Richard Wagner in Israel und Deutschland (MP3-Audio) - Interview mit Choreografin Saar Magal
Mehr zum Thema