Das ist unter aller Kanone …

26.09.2008
Diesmal geht es um die Redensarten: Das ist unter aller Kanone, Da kriegst die Motten, Nun häng dir mal keinen Wunderbeutel um, 19-Zoll-Gespräche führen u.a.
Das ist unter aller Kanone

Der Aufenthalt unter einem Geschütz wäre natürlich unangenehm, aber was hat er mit Qualität zu tun? Die Erklärung liegt darin, dass es gar nicht um die Kanone geht, sondern um den Kanon. Das ist einerseits der Ausdruck um kanonische Schriften zu bezeichnen, solche also, die für wert gehalten wurden, überliefert zu werden. Daneben gab es "Kanon" noch als Ausdruck für die Bewertungsskala in der mittelalterlichen Schule. Was außerhalb oder eben unterhalb dieser lag, das war eine besonders schreckliche Leistung, eben "unter allem Kanon". Daraus wurde im Volksmund, der den Fachbegriff nicht kannte, dann die Kanone.

Da kriegst die Motten

Schlimme Überraschung, wenn nach dem Winter die Kleidung ausgemottet wird, in die sich aber die Motten eingenistet haben. Dieser überraschende Moment stand sicher Pate für die Redensart. Es gibt aber noch einen ernsteren Hintergrund, denn im Rotwelschen bezeichnete man die TBC auch als "die Motten kriegen", weil die Lunge wie Kleidung durchlöchert wurde. Mit solch schweren Krankheiten, auch der Pest, verknüpfte man aber gern Redensarten und Sprichwörter. Man könnte also auch übersetzen: "Da kriegst die TBC!" Eine weit schlimmere Überraschung als ein paar zerfressene Mäntel.

Nun häng dir mal keinen Wunderbeutel um

Von hier in Samara aus kann ich nicht genau erklären, worum es geht. Mit gewisser Wahrscheinlichkeit geht es aber um das polnische Märchen "Die Wunderbeutel". Warum das zu Verzögerungen führt, muss ich noch herausfinden.

19-Zoll-Gespräche führen

Es handelt sich offensichtlich um das standardisierte Einbaumaß für Elektrogeräte, die auf diese Weise überall integriert werden können, was natürlich Fachleute der Elektrobranche wissen. Es geht also um Gespräche unter Experten, aber auch um standardisierte, klare Gespräche.

Da scheißt der Hund ins Feuerzeug

Wenn etwas nach wiederholten Anläufen und Versuchen noch immer nicht gelungen ist, versucht man es gerne mit Beschwörungen unterschiedlicher Art. Man versucht das Schicksal zu bestechen oder die feindlichen Mächte, die das Gelingen verhindern abzuwehren. Das führt zu vielen kuriosen Wendungen. Ob diese saarländische weit verbreitet ist, kann ich nicht sagen. Dass das Feuermachen jedoch und das Feuerzeug in früheren Zeiten äußerst wichtige Geräte waren, versteht sich von selbst, dass ein Hund nicht ins Feuerzeug scheißen kann, erst recht. Einerseits handelt es sich also um eine der vielen Formulierungen der Unmöglichkeit – wie "man hat schon Pferde kotzen sehen" – andererseits um eine Abwehrformulierung, denn der Hintern und die Scheiße galten abergläubischen Menschen als recht erfolgreich in solchen Dingen.