Das Higgs-Teilchen

Von Dirk Lorenzen · 10.09.2008
Irgendwie ist es ein Schemen – ein Geist, dem die Physiker da nachjagen. Higgs, das sagenhafte Teilchen, das irgendwo in der Natur versteckt ist – oder auch nicht. Gesehen hat es noch keiner, man weiß nicht einmal, wie es aussieht – geschweige denn, ob es überhaupt existiert.
Seinen Namen verdankt es dem britischen Physiker Peter Higgs. Der hatte 1964 in jungen Jahren eine bemerkenswerte Theorie formuliert. Sie sollte die Forscher aus dem Dilemma führen, dass man keine Ahnung hat, was genau Masse ist. Die Physiker pflegen mittlerweile einen ganzen Zoo von Elementarteilchen voller Quarks, Leptonen, Pionen, Bosonen und wie sie alle heißen. Aber bis heute weiß niemand, warum manche Elementarteilchen schwer sind und andere leicht. Nach der Theorie soll das ominöse Higgs-Teilchen den Kollegen die Masse zuweisen. Das Higgs-Teilchen sagt gleichsam den anderen, wie schwer sie sind.

Damals in den Sechzigern war das Higgs-Teilchen irgendwo im Nirwana des Unbeobachtbaren. Eine mathematisch schöne, doch völlig unüberprüfbare Theorie. Seit gut zwanzig Jahren nun jagen die Physiker weltweit diesem Phantom nach wie der Teufel der armen Seele. Denn das Higgs-Teilchen ist sozusagen der Schlussstein des Standardmodells in der Elementarteilchenphysik. Es ist das letzte Teilchen dieses Modells, das noch nicht experimentell nachgewiesen worden ist.

So bauen die Forscher immer größere Maschinen mit immer höheren Energien, um dem Higgs auf die Spur zu kommen. Erst hatte es das CERN mit der alten Anlage vergeblich versucht, dann scheiterte das Fermilab bei Chicago. Jetzt soll also der LHC von der Existenz des "Gottes-Teilchens" künden, wie manche den fehlenden Zwerg völlig überdreht nennen. Die Energie des LHC könnte dafür ausreichen – könnte.