Das Buddenbrookhaus

Von Jörg Hafkemeyer · 30.09.2007
Die Manns und Lübeck - die Familie und die Stadt sind eng miteinander verwoben. 1842 erwarben die Manns das Haus in der Hansestadt, das durch den Roman "Die Buddenbrooks" weltberühmt wurde. Aber nicht nur in Form dieses Hauses haben die Manns ihre Spuren in der Stadt hinterlassen.
Thomas Schmittinger - der Leiter der Lübecker Schule von Thomas Mann über gestern und heute:

"Wir sind ein Haus mit Wurzeln im 14. Jahrhundert. Damals wurde es als Abtei gegründet, und mit einer Technik des 21. Jahrhunderts. Bei uns geht das Licht in den Klassenräumen aus, wenn der Unterricht langweilig ist und die Schüler schweigen. Wir sind technisch absolut hoch gerüstet. Die Heizungen schalten sich je nach Jahreszeit rauf und runter. Die Temperaturen regulieren sich je nachdem, ob Lehrer und Schüler in den Klassenzimmern sind oder nicht. Gleiches gilt für die Toiletten. Wir haben außerdem eine autarke Energieversorgung im Keller. Wir haben einfach alles im Haus."

Michael Grisko - der Leiter des Lübecker Buddenbrookhauses über gestern und heute:

"Wir sind wenige Schritte entfernt von der wunderschönen Fassade des Rokokohauses der Familie Mann – des Buddenbrookhauses. Das ist im Krieg schwer bombardiert worden. Wir haben also außer der Fassade nichts Altes, das gerettet werden konnte. Nur sie ist übrig geblieben von diesem einst wunderschönen Haus. Im ersten Obergeschoss wohnten die Manns und im Roman die Buddenbrooks. In der Beletage mit dem Landschaftszimmer und dem Speisesaal und dem langen Garten nach hinten hinaus. Den gibt es auch nicht mehr."

Es ist ein magischer Platz. Dieses Buddenbrookhaus im alten Zentrum von Lübeck. Wer soll hier gelebt haben? Die Manns? Die Buddenbrooks? Michael Grisko, ein schlanker, dunkelhaariger Mann, Mitte dreißig steht im Foyer, schaut verständnisvoll, nickt leicht mit dem Kopf. Der Leiter dieser weltberühmten Einrichtung kennt die Frage nach dem who is who. Wer sind die Buddenbrooks? Wer die Manns?

"Ich glaube, das war genau die Strategie von Thomas Mann. Diese Wechselspiele, diese Verwirrungen. Man kommt einfach durcheinander und das soll auch so sein. Thomas Mann hatte mit diesem Roman als noch junger Mann etwas ganz Besonderes vor."

Sonnenlicht durchflutet die weiß gestrichene Eingangshalle. 16 Frauen und Männer stehen wartend herum, haben sich zu einer Führung versammelt. Einer ganz besonderen Führung. Sie kommt einem Spaziergang durch "Die Buddenbrooks" gleich. Einem begehbaren Roman, dieses großen, lange Zeit umstrittenen Lübeckers Thomas Mann.

Der sehr schlanke Mann mit dem scharf geschnittenen Gesicht, kurzen braunen Haaren, graues Sack und schwarzen Jeans steht vor der alten, weißen Fassade aus dem Jahr 1758. Fünf hohe Fenster in der ersten, drei in der zweiten Etage. Jan Bovensiepen ist als Lübecker in Thomas Mann vernarrt und appelliert an diesem sonnigen Vormittag an die Fantasie der Literaturtouristen, zeigt mit dem rechten Arm auf das Haus …

"Also, man muss sich das so vorstellen, die Fassade ist stehen geblieben. Die Manns kauften das Haus im Jahre 1842 und veranstalteten aus diesem Anlass ein großes Fest. Und mit der Beschreibung dieses opulenten Males beginnen eben auch die Buddenbrooks."

Jan Bovensiepen ist hier zu Hause. Er steht im Kreis der Besucher, schaut sie mit klarem Blick an. Dreht sich um. Die Anderen folgen seinem Blick …

"Hier unten im Foyer war das Kontor. Wo jetzt die Bücher und die CDs verkauft werden. Hier saß der Urgroßvater von Thomas Mann. Und hier saß auch der Vater, nachdem er die Firma übernommen hatte. Und dieser Vater hat das Unternehmen mit großem Ehrgeiz geführt."

Es geht nach oben, in die erste Etage. Jan Bovensiepen voraus, kommt als erster auf dem Treppenabsatz an. Wartet kaum, bis alle da sind:

"Ja, meine Damen und Herren, wenn sie jetzt durch die Fenster schauen, brauchen sie schon viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass unter dem Asphalt der wunderschöne Garten war und der Speicher. Und das rote Ziegeldach dahinter, am Ende dieses 90 Meter langen Schlauches, ist das Stadttheater in der Beckergrube, wo auch das Geburtshaus von Thomas Mann stand."

Der Hinterhof ist schrecklich hässlich ausbetoniert und gepflastert. Ein Parkplatz. Ein supermarktähnlicher Betonklotz. So sieht es heute aus, wo vor 140 Jahren die Manns im schattigen Garten ihres Patrizierhauses im Zentrum von Lübeck saßen.
Jan Bovensiepen ist vor einer regalartigen Vitrine stehen geblieben. Seine Begleiter ebenfalls:

"Und hier haben wir die erste Ausgabe der Buddenbrooks. Aus dem Jahr 1901. Hier ist sie. Der Verleger S. Fischer – und hier haben wir den Brief an Thomas Mann – wollte das 1131 Seiten lange Manuskript insgesamt um die Hälfte gekürzt habe, weil er glaubte und das auch schriebe, dass in "unseren Zeiten" niemand so umfangreiche Bücher lesen würde. Thomas Mann lehnte die Kürzungen ab und setzte sich durch. Für ihn endete die Auseinandersetzung mit dem Verleger Fischer in einer Lebensfrage."

Auf dem Weg in die in den 90ern erst wieder hergerichteten Räume bleibt Jan Bovensiepen plötzlich noch einmal stehen, lächelt seine Zuhörer an und schaut nach unten. Die auch …

"Meine Damen und Herren, wir stehen hier auf brasilianischen Schiefer."

Überrascht schauen die Besucher auf den grünen Steinboden. Heben die Köpfe und hören ihrem Erzähler weiter zu:

"Dieser Fußboden ist eine Hommage an die Mutter von Thomas Mann, Julia da Silva, eine Brasilianerin … Nun, wir kümmern uns jetzt um die Buddenbrooks und was Thomas Mann literarisch daraus gemacht hat."

Brauner Holzfußboden. Ein schmaler persischer Teppich in der Mitte. Zwei hohe Fenster, vom Fußboden bis zur Decke geben den Blick nach draußen über die Mengstraße auf die gegenüberliegende Marienkirche frei. Ein kolossaler Backsteinbau.

Michael Grisko, der junge Chef des Buddenbrookhauses, geht in diesem Augenblick die Treppe hoch in sein Büro in der zweiten Etage. Er will sich auf ein Thomas-Mann-Symposium vorbereiten, das in diesem denkwürdigen Gebäude stattfindet. In seinem Büro legt er eine CD auf, hört in eine Ansprache rein, die Thomas Mann im November 1932 unter dem Titel "Aus meinem Leben" hält.

Michael Grisko sitzt an seinem Schreibtisch, auch er schaut durch die Fenster auf die Marienkirche. Der und den Buddenbrooks kann niemand in Lübeck entrinnen. Vor 75 Jahren hält der strenge und unnahbar wirkende Erfolgsautor diese Rede.

"Nun, ich glaube, er hatte einen sehr weichen, emotionalen Kern. Das zeigt auch die Liebe zu seiner Familie. Er war unnahbar und verletzlich. Und er hat seine Familie immer geschützt. Das zeigte sich besonders im amerikanischen Exil."

Michael Grisko hört der Rede weiter zu. Grisko ist Fernsehkulturredakteur in Berlin, ehe er seinen jetzigen Posten übernimmt. Hat über Heinrich Mann promoviert. Den weniger berühmten, jedoch politischeren der beiden schreiben Brüder. "Der Untertan" von ihm ist unvergessen. Auch als Film. Grisko schaut von seinen Unterlagen hoch. Heinrich war der entschiedene Gegner der Nazis. Und Thomas?

"Ich glaube, Thomas Mann hat die Nazis immer abgelehnt. Obwohl er sich erst 1936 offiziell von ihnen distanziert hat. Er wartete solange, weil er glaubte, dass er nur in Deutschland auf Deutsch publizieren konnte und der Spuk nach drei Jahren vorbei sei. Das die Nazis nicht von Dauer seien."

Michael Grisko steht auf. Geht wieder hinunter in die Buddenbrook-Etage und hört gerade noch, wie Jan Bovensiepen aus den Buddenbrooks zitiert.

"Wer bin ich? Wie wurde ich was ich bin? Was bin ich eigentlich noch? Wirke ich nicht eigentlich nur noch dekorativ?"

Jan Bovensiepen steht im großen Speisesaal. Oder ist es Thomas Mann? Er zitiert aus dessen Roman ...

"Die schweren roten Fenstervorhänge waren geschlossen, und in jedem Winkel des Zimmers brannten auf einem hohen, vergoldeten Kandelaber acht Kerzen, abgesehen von denen, die in silbernen Armleuchtern auf der Tafel standen. Über dem massigen Büffet, dem Landschaftszimmer gegenüber, hing ein umfangreiches Gemälde, ein italienischer Golf, dessen blaudunstiger Ton außerordentlich wirksam war."

Dann kommt er in dieser szenischen Führung an eine Stelle im Raum, wo auf einem Tisch ein Theater steht. Aus Pappe, bemalt. Wie im Roman die Buddenbrooks. Jan Bovensiepen zwingt seine Begleiter förmlich, sich dieses kleine Puppentheater anzusehen.

"Und wenn wir jetzt einmal durch den Roman gehen, kommen wir auf verschiedenen Seiten an unterschiedliche Stellen im Haus, so zum Puppentheater auf Seite 537. Weihnachten. Und Thomas Mann ist es ja genauso ergangen. Er bekam zu Weihnachten ein Puppentheater!"

Von draußen dringt Verkehrslärm herein. Der ist in den engen Straßen dieser alten Stadt sehr laut. Die Führung ist fast zu Ende durch dieses Jahrhundertwerk, das die Dynastie in einer längst vergangenen Zeit beschreibt. An Plätzen, die heute anders sind. Sich verändert haben. Was auf den Spuren der Buddenbrooks-Manns durch Lübeck nicht nur für das Haus in der Mengstraße gilt.

Jan Bovensiepen sieht seine Zuhörer kommen und gehen. Macht sie sprachlos. Lässt sie staunen in dieser Welt, die soweit entfernt und gleichzeitig so wirklich ist. Er führt sie durch die Kulissen einer Dynastie, wie in einem Theater, das Thomas und Heinrich in ihrer Zeit vor 100 Jahren so lieben.

In Lübeck gibt es keine großen Entfernungen. So sind es nur ein paar Schritte vom Buddenbrookhaus dorthin. Das Theater ist überraschend groß. Eines der größten, vor allem eines der schönsten in Norddeutschland. Die Dramaturgin Susanne Schäfer, eine schlanke, hoch gewachsene, blonde Frau, ist stolz auf ihr Haus.

"Das Haus ist 1907 gebaut worden und wurde sehr schnell fertig gestellt. Bereits im Oktober 1908. Leider wurde der Jugendstil in den 20er und 30er Jahren verkleidet und erst in den 90er Jahren wieder entdeckt und freigelegt. Für viele Millionen Mark."

Irgendetwas wird in diesem Haus immer probiert, einstudiert. So auch in diesen Stunden. Eine Buddenbrook-Aufführung wird vorbereitet von der neuen Theaterleitung. Der Schauspieler Andreas Hutzel ist ein junger Mann, um die 30, soll in den Buddenbrooks mitspielen. Er liest seinen Text genau an jener Stelle, die auch Jan Bovensiepen im Buddenbrookhaus immer anführt. Weihnachten und das Theater . Auf der Probenbühne wird es ruhig …

"Endlich kam das Weihnachtsfest heran, und der kleine Hanno verfolgte mit Hilfe des Abrisskalenders, pochenden Herzens das Nahen der unvergleichlichen Zeit … einziger Gedanke gewesen war."

Susanne Schäfer, die Dramaturgin sowie der neue Oberspielleiter und Regisseur des Stückes, Pit Holzwarth, hören Andreas Hutzel zu. Als der unterbricht, erklärt ihm der Regisseur die Theaterfassung des Romans:

"Es ist eine Theaterfassung der Buddenbrooks mit nur acht Personen. Diese Fassung, die wir hier spielen, ist modern und in ihrem Zentrum stehen die jeweiligen Kinder der Buddenbrooks."

Der blonde Schauspieler in Jeans und T-Shirt sitzt an einem Tisch, vor sich den Text und hört seinen kräftigen, großen Regisseur Pit Holzwarth, der in Bremen wohnt, zu. Dann liest Andreas Hutzel weiter.

"Ja, als eine Entschädigung und Belohnung für einen Besuch beim Zahnarzt Brecht hatte Hanno kürzlich zu ersten Mal das Theater besucht, das Stadttheater … die Sitze, die Musiker, den Vorhang."

Sie bringen die Geschichte dieser Lübecker Dynastie auf die Bühne. Sie stehen beieinander, die Dramaturgin, der Schauspieler und der Regisseur im blau-beigen Jugendstil-Foyer. Die Buddenbrooks sind die Manns und die Manns sind die Buddenbrooks, wie Thomas Mann sie geschrieben hat.

"Er hat zum ersten Mal versucht, einen Mehrgenerationenroman zu schreiben und er hat ihn geschrieben. Emile Zola hat es versucht, es aber nicht hinbekommen wie Thomas Mann. Er untersucht eben nicht das Individuum, er untersucht die ganze Struktur, die Rituale der Buddenbrook-Familie. Dieser Roman ist außerordentlich modern. Er schaut auch nach wo die Familie ihr Leid produziert."

Die Textproben gehen weiter und weiter geht’s mit dem Theater im Theater …

"Das Schlimme bestand darin, dass Folgendes bekannt wurde: Der Schüler Christian Buddenbrook durfte eines Abends mit einem guten Freunde das Stadttheater besuchen, woselbst Wilhelm Tell von Schiller gegeben wurde; … die er in den vergangenen Jahren mit Brillianten ausgezeichnet hatte."

Wie fast überall in Lübeck liegen gestern und heute eng beieinander und sind dennoch so verschieden. Das schöne, 100 Jahre alte Theater, die moderne Fassung des ebenso alten Romans, inszeniert von jungen Theaterleuten. Sie bewegen sich in diesem hohen Foyer, in den beiden großen Häusern des Theaters im Jugendstil genauso selbstverständlich wie in der Gegenwart. Und sind fasziniert ….schauen zur hohen, gewölbten Decke hoch. Regisseur Pit Holzwarth sitzt an einem runden Cafehaustisch.

"Es ist die Zeit der Industrialisierung, die des Wertewandels, der stattfindet. Es ist die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, in der auch der Niedergang der Familie beginnt. Die Gründe dafür sind nicht wirtschaftlicher Art und Weise. Man erkennt sie nicht auf den ersten Blick. Darin liegt die Stärke des Romans."

Dann verabschieden sie sich. Ziehen sich zurück. Studieren die Texte für das große Theaterereignis im großen Haus an der Trave, dem Fluss, der die Stadt umschließt. In der sich das Leben der alten und jungen Buddenbrooks, der alten und jungen Manns abspielt auf einer Fläche von vielleicht zwei Quadratkilometern, in denen natürlich, einen kräftigen Steinwurf vom Theater entfernt, auch die Schule von Thomas und Heinrich Mann liegt, das Katharineum.

Es ist ein hohes, wuchtiges rotes Backsteingebäude mit langen, manchmal verwinkelten Kreuzgängen. Die 19-jährigen Schüler Frederike Naujokat und Christoph Wohlstein stehen in einer Nische. Frederike ist eine blonde selbstbewusste junge Frau in Jeans, Christoph, etwas größer als sie, ruhig, sehr konzentriert. Sie blicken auf eine weiße Wand, die sogenannte Ahnengalerie.

"Hier sehen wir die Plakette zum Gedenken von Heinrich Mann."

"Hier sehen wir Gedenktafel von Thomas Mann."

"Hier sehen wir das Bildnis von Theodor Storm. Er war nur ein Jahr hier."

"Hier sehen wir die Gedenktafel von Erich Mühsam. Er war hier Schüler von 1887 bis 1895. Er ist im KZ Oranienburg ermordet worden."

In den Buddenbrooks hasst die Romanfigur Hanno diese Schule mit den langen Unterrichtsstunden, deren "Sekunden sich martervoll dehnen". Thomas und Heinrich verabscheuen sie. Und sind schlechte Schüler. Der Schuldirektor Thomas Schmittinger kommt den langen, großen Gang im Hauptgebäude entlang, die zur Zeit der Manns ganz anders ist. Ein verwunschenes, geheimnisvolles altes Gemäuer.

"Das muss damals ganz anders ausgesehen haben. Thomas war nicht so erfolgreich hier wie in seinem Leben und er spricht über die Schule nicht gut und er schildert die belastenden, traurigen Erfahrungen ja auch in seinem Werk."

Im Innenhof des Katharineums findet an diesem Nachmittag ein Klassentreffen ehemaliger Schüler statt. Die etwa 60-jährigen Frauen und Männer sitzen um einen Tisch herum, trinken Sekt, werden vom Schulleiter begrüßt.

"Ja, dieser Ort ist wirklich etwas Besonderes. Es ist der frühere Friedhof und der Klostergarten. Heute ein Ort der Ruhe und der Konzentration für unsere 910 Schüler."

Probengeräusche aus der Aula klingen herüber. Die Schule studieren das Stück Linie 1 ein. In historischen Wänden. Günter Grass schaut manchmal vorbei. Auch ein ehemaliger Schüler. 1937. Im Dritten Reich. Thomas Schmittinger geht in sein kleines Büro. Der Direktor hört manchmal die CD, auf der der Lübecker Literaturnobelpreisträger sich an die damaligen Pausenhofspiele erinnert.

"Unsere Pausenhofspiele endeten nicht mit dem Klingelzeichen …"

Die Schulschlussklingel klingt nicht mehr wie eine Klingel. Aber das Getrappel, Gerede, die Freude darüber, gehen zu können ist heute nicht anders als zu Günter Grass' oder zu Thomas Manns Zeiten. Der schreibt: "Ich verabscheute die Schule und tat ihren Anforderungen bis ans Ende nicht Genüge." Er geht lieber ins Theater. Und wird ebenfalls Literaturnobelpreisträger für "Die Buddenbrooks". Die Schüler verlassen die Schule. Direktor Schmittinger geht zurück in den Innenhof zu seinen Ehemaligen.

Die sitzen immer noch um den runden Tisch herum in der Sonne. Trinken Sekt. Plaudern mit dem Direktor. Ein Border Terrier beschnüffelt sie. Sucht unter einer Bank Schutz vor der grellen Sonne. Die Schüler verlassen das große Gebäude, in dem Thomas Mann nicht gelesen werden muss, in dem man aber stolz auf ihn ist.

Im großen gotischen Musiksaal üben Schüler für ein Konzert. Die Schüler sind mit Begeisterung dabei.

Die hat Thomas Mann, als er hier lernen soll, nicht. Ganz im Gegenteil. Er hasst diesen Klotz autoritärer Bildungsvermittlung. Schreibt das auch in den Buddenbrooks.

Das hat sich, sagt Direktor Schmittinger zum Schulschluss, wirklich geändert, ein stures Auswendiglernen gibt es nicht mehr. Fühlt sich im Kreis der früheren Schüler sichtlich wohl. Die sitzen in der wärmenden Sonne noch immer um den runden Tisch, erinnern sich und trinken Sekt. Ein Bild wie aus den Zeiten der Buddenbrooks.