Edzard Reuter

Versager oder exklusiver Macher

Edzard Reuter, der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Daimler-Benz-Konzerns, steht am 08.02.2013 in seiner Wohnung in Stuttgart.
Edzard Reuter in seiner Stuttgarter Wohnung © picture-alliance / dpa / Bernd Weißbrod
Moderation: Ulrike Timm · 18.07.2014
Er war einer der mächtigsten Wirtschaftsbosse. Als Vorstandsvorsitzender von Daimler-Benz hielt sich Edzard Reuter mit öffentlicher Kritik zurück. Es sei eine Unsitte, wenn sich Manager nur noch am Börsenkurs orientieren, bemängelt er heute.
Es sei völlig legitim, dass Aktionäre eine Rendite erwarteten, aber das dürfe nicht als alleiniges Kriterium für die Unternehmensführung gelten: "Es ist die langfristige Verantwortung für das Unternehmen, wie soll das in 20 Jahren aussehen, es ist die Verantwortung für die Arbeitsplätze und nicht zuletzt die Verantwortung für die Gesellschaft, in die das Unternehmen eingebettet ist."
Reuter sagte, es sei heute eine Unsitte, den Wert und den Erfolg eines Unternehmens ausschließlich am Börsenkurs zu messen. "Wenn der rauf geht, hat das Unternehmen ein wunderbares, fabelhaftes, exklusives Management. Wenn er runter geht, sind das ganz blöde Versager, die das verursacht haben." Schließlich bestehe die deutsche Wirtschaft ja nicht aus den großen, börsennotierten DAX-Unternehmen, sondern vor allem aus Familienunternehmen und mittelständischen Betrieben. Dort gebe es eine völlig andere Einstellung und ein langfristiges Denken. "Aber in der großen Welt der börsennotierten Unternehmen in Amerika, in England, in Frankreich, überall ist das wirklich eine böse Entwicklung, die sich so realisiert hat."
Reuter gehört seit einigen Jahren zu den schärfsten Kritikern einer Denkweise, die sich allein am Profit orientiert. Mit der "Helga und Edzard Reuter Stiftung" fördert er die Integration religiöser und ethnischer Minderheiten und die Völkerverständigung.
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