Däubler-Gmelin über Friedensnobelpreis

Tunesische Zivilgesellschaft hat entscheidende Funktion

Herta Däubler-Gmelin (SPD), ehemalige Bundesjustizministerin, in der ARD-Talkreihe Günther Jauch.
Herta Däubler-Gmelin (SPD) ist seit 2011 beratend für verschiedene Organisationen in Tunesien tätig. © picture alliance / dpa / Paul Zinken
Moderation: Marianne Allweiss und André Hatting · 09.10.2015
Die Friedensnobelpreis-Entscheidung sei "großartig", sagt die ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin. Sie kritisiert jedoch die fehlende Berücksichtigung des tunesischen Frauenverbandes: Die Frauen seien im Demokratieprozess sehr aktiv gewesen.
Die ehemalige Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin hat die Vergabe des Friedensnobelpreises an das "Quartett für den nationalen Dialog" aus Tunesien als großartige Entscheidung bezeichnet.
Die vier ausgezeichneten zivilgesellschaftlichen Organisationen hätten in der kritischen Situation des Jahres 2013 eine wichtige Funktion erfüllt, sagte Däubler-Gmelin im Deutschlandradio Kultur. Sie spielten auch heute noch bei der Umsetzung der neuen Verfassung eine Rolle.
Allerdings hätte man bei der Entscheidung auch den tunesischen Frauenverband mit berücksichtigen sollen, kritisierte Däubler-Gmelin:
"Natürlich sind gerade in der Anwaltskammer oder auch in der Menschenrechtsliga sehr viele Frauen dabei. Aber die Frauen waren eben doch außerordentlich aktiv und haben gerade bei den kritischen Fragen im Verfassungsprozess eine erhebliche Rolle gespielt."
Seit 2011 als Beraterin für Tunesien aktiv
Däubler-Gmelin, die seit 2011 beratend für verschiedene Organisationen in Tunesien tätig ist, wies auf die Schwierigkeiten der Umsetzung der neuen Verfassung in dem Land hin. Bei deren Ausarbeitung habe man viele Kompromisse bei der Verbindung unterschiedlicher Standpunkte machen müssen:
"In Tunesien ist das furchtbar schwierig. Weil auf der einen Seite die Bedrohung durch Nachbarstaaten, durch terroristische Gruppen vorhanden ist. Und vor allen Dingen eben auch die wirtschaftliche Lage noch nicht so gut ist, dass die jungen Leute in Tunesien in dieser neuen Gesellschaft eine Hoffnung finden."
Die Europäische Union und auch Deutschland sollten sich ökonomisch sehr viel stärker für Tunesien engagieren, forderte Däubler-Gmelin:
"Um die Voraussetzungen für eine plurale Demokratie tatsächlich zu verbessern."
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