Da fliegen sie wieder - Die große Vogelschau im Deutschlandradio Kultur

10.05.2008
Wie sieht eine Heckenbraunelle aus, wie klingt eine Goldammer, woher hat der Zilpzalp seinen ungewöhnlichen Namen? Diese und viele andere Fragen haben uns im "Radiofeuilleton" bereits im Laufe der Themenwoche "Die große Vogelschau im Deutschlandradio Kultur" beschäftigt, gemeinsam mit Vogelexperten aus den verschiedensten Bereichen.
Besonders unterhaltsam war das Vogelstimmenkonzert von Uwe Westphal, Ornithologe und Vogelstimmenimitator aus Hamburg. Er kann die Balz-, Warn- und Lockrufe von rund einhundert Vögeln so täuschend echt nachmachen, dass ihm schon einmal fast eine verliebte Ringeltaube in die Wohnung geflogen wäre.

Das größte Anliegen des engagierten Vogelliebhabers ist aber der Schutz der heimischen Vogelwelt:

"Ich beobachte die Vogelwelt seit 40 Jahren und die Veränderungen sind dramatisch. Vögel, die häufig waren, wie die Feldlerche oder der Kiebitz, die gibt es gar nicht mehr, der Wiesenpieper verabschiedet sich aus der Landschaft, das Braunkehlchen ist weg. Die Bekassinen, die habe ich meckern gehört, wenn ich auf den Zug gewartet habe – da ist nichts mehr. Andererseits gibt es Arten wieder, die es früher so gut wie gar nicht mehr gab, die waren so selten, da hat man einen Herzkasper gekriegt, wenn man die gesehen hat, wie den Kormoran, den Seeadler, den Kranich. Das ist heute kein Thema mehr."

Der Biologe, der auch regelmäßig Führungen durch Naturschutzgebiete rund um seine Hamburger Heimat anbietet, warnt vor den Folgen des Artenrückgangs in der Vogelwelt:

"In der Landwirtschaft ist der ´stumme Frühling` schon Realität. Wenn heute eine Lerche singt, fällt das auf, früher waren sie ein Klangteppich. Kiebitze zu zählen war früher eine Herausforderung, heute ist man froh, wenn man einen findet. Und das ging rasant!"

Mehr Menschen für die Vielfalt der Vogelwelt zu sensibilisieren, aber auch auf ihre Bedrohung aufmerksam zu machen, das ist das Ziel der Aktion "Die Stunde der Gartenvögel", die der Naturschutzbund Deutschland (NABU) alljährlich im Mai durchführt, und die Deutschlandradio Kultur mit einem groß angelegten Programmschwerpunkt begleitet.

"Die Aufgabe ist simpel: Man muss sich eine Stunde lang im Garten umschauen und lauschen, was lässt sich entdecken", sagt Markus Nipkow. Der Biologe und NABU-Vogelschutzexperte gehört zu den Initiatoren der Aktion. Er lädt auch die Hörerinnen und Hörer von Deutschlandradio Kultur ein, die Artenvielfalt im eigenen Garten oder in den Parkanlagen zu entdecken und zu dokumentieren.

"Jeder entdeckt auf einmal Dinge, die er sonst so nicht wahrgenommen hat. Man sieht vielleicht einen Vogel vorbei fliegen, aber auf einmal entdeckt man, der brütet ja! Und dann will man auch wissen, was macht der Nachwuchs, wie geht es weiter? Man wird auch sensibler für die Gefahren, für den Straßenverkehr, Sperber oder Elstern. Das sieht man sonst nicht, auch nicht im Fernsehen."

Auch Markus Nipkow möchte auf die Bedrohung der heimischen Vögel aufmerksam machen: "Die enorm intensivierte Landwirtschaft lässt für viele Feldvögel kaum mehr Platz zum Leben. Sie finden kaum mehr ein Zeitfenster, um ihre Brut groß zu ziehen. Dazu gibt es kaum mehr Unkraut, nur noch Einheitsgrün, es fehlt an Nahrung, es fehlt an allem. Der Rückgang der Feldlerche, von Sperling und Kiebitz ist dramatisch."

Der Vogelschutzexperte hat aber auch einfache Tipps, wie jeder Gartenbesitzer etwas für den Vogelschutz tun kann:

"Wenn man nur Rasenflächen und Tuja-Bäume hat und sonst keine anderen Hecken, dann kann man keine seltene Art beobachten. Man braucht eine Strukturvielfalt im Garten, das fängt an im Haus, mit Nistkästen und einer besonderen Bepflanzung. Es ist auch die Frage, ob man überall den Rasen schneiden muss. Man kann auch einen Teich anlegen, und dann merken viele, dass da, wo der Garten eine besondere Struktur hat, dass sich dort auch besondere Vögel finden lassen: In einem Laubhaufen wühlt ein Rotkehlchen … Wo Struktur- und Nahrungsvielfalt ist, ist auch eine Vogelvielfalt."

"Da fliegen sie wieder – Die große Vogelschau im Deutschlandradio Kultur".
Anlässlich der Themenwoche diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit den Vogelschutzexperten Uwe Westphal und Markus Nipkow.
Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800/22542254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen im Internet unter:
Über die Aktion "Stunde der Gartenvögel": www.nabu.de
Über Uwe Westphal: www.natur-erleben.de