"Creative Writing"-Kurs im Irak

Schreiben als Antwort

Der Schriftsteller Najem Wali im Studio von Deutschlandradio Kultur
Der Schriftsteller Najem Wali im Studio von Deutschlandradio Kultur © Deutschlandradio / Annette Bräunlein
Najem Wali im Gespräch mit Joachim Scholl · 07.12.2016
Erbil, Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan im Irak, ist geprägt von Krieg und Gewalt. Was kann man dem blutigen Alltag entgegensetzen? Kultur . Ein Schreibkurs, beispielsweise. Der Schriftsteller Najem Wali hat es getan.
1980 floh er aus dem Irak, weil er nicht in den Krieg wollte: Najem Wali. Heute ist er deutscher Staatsbürger und ein arrivierter Schriftsteller, erst nach dem Sturz Saddam Husseins konnte er wieder in seine Heimat reisen. Das hat Wali inzwischen oft getan, und er nutzt seine Aufenthalte dort auch, um Zeichen zu setzen.
Stadtansicht von Erbil, Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan Irak, aufgenommen am 23.09.2016 in Erbil im Irak.
Stadtansicht von Erbil© dpa / Michael Kappeler
Gerade ist er aus Erbil zurückgekehrt, wo er "Creative Writing" gelehrt hat. In seinem Kurs saßen 20 Frauen, von überall her aus dem Irak anreisten. Fünf Tage, in denen Wali hauptsächlich journalistisches Schreiben mit seinen Schülerinnen übte: vom Essay bis zur Reportage. Erstaunt war er über die Themen, die sich die Frauen aussuchten: Homosexualität beispielsweise.

Die intellektuelle Kultur im Irak wächst

Najem Wali mit den Teilnehmerinnen des "Creative Writing"-Workshop in einem Restaurant.
Najem Wali mit den Teilnehmerinnen des "Creative Writing"-Workshop in einem Restaurant. © privat
Ein Drittel von ihnen wird vermutlich weiterschreiben, berichtete Wali im Deutschlandradio Kultur. Aber auch für die anderen sei der Besuch des Kurses nicht umsonst gewesen: Diskussionen und der Austausch untereinander hätten alle beeinflusst.
Wali sieht die intellektuelle Kultur im Irak wachsen, und die Frauen seien daran mehr als die Männer beteiligt. Auch ihn habe der Workshop inspiriert, sagte er. Und einiges, was er von seinen Schülerinnen erfahren hat, werden seine Leser künftig auch in seinen Romanen wiederfinden.
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