"Corruption sentimentale"?

Die Jagd nach den Pariser Literaturpreisen

Zeitgenössische Darstellung des französischen Schriftstellers Edmond Huot Goncourt (1822-1896).
Zeitgenössische Darstellung des französischen Schriftstellers Edmond Huot Goncourt (1822-1896). © picture alliance / dpa
Von Christoph Vormweg · 04.09.2016
Der Prix Goncourt ist so viel wert wie ein Hauptgewinn im Lotto. Nur warum sind die Gewinnchancen der drei großen französischen Verlage so viel höher?
Ende August beginnt in Paris jedes Jahr aufs Neue die Jagd der Verlage nach den großen Literaturpreisen. Rund 600 Romane werden auf den Buchmarkt geworfen. Die Medien diskutieren aber nur über 30 bis 40. Wessen Autor den wichtigsten Preis, den Prix Goncourt, gewinnt, darf sich freuen. Der Verlag verkauft etwa 400.000 Exemplare, und der Schriftsteller wird mehrfacher Euro-Millionär (was nicht jeder verkraftet). Der Medicis-Preisträger verkauft immerhin noch bis zu 150.000 Exemplare und verdient einige Hunderttausend Euro.
Wie steht es um den alten Vorwurf, dass Absprachen im Spiel seien? Warum teilen immer die gleichen Großverleger den Preiskuchen unter sich auf? Welchen Einfluss nimmt die Literaturkritik? Was läuft im französischen Literaturbetrieb anders als im deutschen?