Computerspiele

Die andere Form des Erzählens

Besucher der Gamescom testen in Köln das Computer Spiel Gigantic.
Auf der diesjährigen Gamescom können die Besucher neue Spiele testen © dpa / picture alliance / Oliver Berg
Daniel Martin Feige im Gespräch mit Joachim Scholl  · 07.08.2015
Für den Philosophen Daniel Martin Feige stehen einige Computerspiele in der Ästhetik den Werken der Literatur oder des Films in nichts nach. Den Buchautor interessiert deren ganz eigene Erzählweise.
Das Computerspiel hat sich längst gesellschaftlich als relevantes ästhetisches Medium durchgesetzt. Mit dieser Anerkennung als ästhetisches und künstlerisches Phänomen stellt sich aber die Frage nach seinen Eigenarten in Beziehung zu Literatur oder Film. Der Philosoph Daniel Martin Feige von der Freien Universität Berlin befasst sich mit der Ästhetik und dem Kunstcharakter des Computerspiels. Im Dezember erscheint sein neues Buch "Computerspiele - eine Ästhetik".
Ästhetischer Austausch mit der Literatur
Als Philosoph interessiere ihn vor allem der ästhetische Austausch zwischen Literatur und Computerspiele, sagte Feige anlässlich der Kölner Spielemesse Gamescom im Deutschlandradio Kultur. So komme in den Spielen eine "andere Form des Erzählens" zum Tragen als in der Literatur. "Das Interesse wäre halt zu schauen, wie besondere Spiele mit ihren eigenen medialen Aspekten, wie sie im Zusammenspiel von visuellen, auch haptischen - man muss die Dinge ja steuern - und klanglichen Aspekten erzählend sind?" Damit fügten einzelne Computerspiele dem Erzählen etwas sehr eigenes hinzu.
Spiel oder Erzählung?
In der Computerspielforschung gebe es schon lange einen Streit darüber, ob Computerspiele vor allem als Spiel, wie beispielsweise Schach, zu verstehen seien oder als Erzählung. "Und an dieser Alternative scheint irgend etwas falsch zu sein", sagte Feige. "Jedes Computerspiel erzählt auf seine eigene Weise, wenn es überhaupt erzählt." Der Philosoph betonte, dass nicht alle Computerspiele "Kunst" seien, aber alle in bestimmter Weise ästhetisch. Anders als in der Literatur gebe es in Computerspielen aber Regeln und Ziele.
Feige nannte als Beispiel das schön designte Computerspiel "Tetris", das nicht erzähle. Es versammele geometrische Formen und lasse sie wieder verschwinden. Damit stehe "Tetris" eher in der Tradition der analogen Geschicklichkeitsspiele als der Literatur.
Feige betonte, dass er als Jahrgang 1976 zu einer Generation gehöre, die schon sehr selbstverständlich mit Computerspielen aufgewachsen sei. "Das ist ein ganz alltägliches Medium", sagte er.
Daniel Martin Feige, Computerspiele - eine Ästhetik
Suhrkamp Verlag, 14 Euro.
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