Clubbetreiber wehren sich gegen "ruinöse" Tarife der GEMA

25.06.2012
Rund 5000 Menschen haben in Berlin gegen die neuen Tarife der GEMA protestiert. Veranstalter befürchten ein großes Clubsterben. Die neue Regelung sei für das Geschäftsmodell der Clubbetreiber nicht tragbar, sagt Lothar Küpper vom Verein electrocult.
So soll nach fünf Stunden Party ein 50-prozentiger Zuschlag fällig werden, nach weiteren drei Stunden nochmals 50 Prozent. "Wenn die DJs mit einer selbst kopierten CD auflegen oder mit einem Laptop, kommt ein sogenannter Vervielfältigungszuschlag von 30 Prozent dazu. Und das führt zu ruinösen Tarifen, die seitens der Clubszene, einer doch sehr elektronischen Musikszene, keinesfalls mehr tragbar sind", betont Lothar Küpper.

Zudem habe die GEMA die Clubbetreiber erst sehr spät über die neuen Tarife informiert, Gespräche hätten nicht stattgefunden. Bisherige Tariferhöhungen hätten sich im Rahmen der Teuerungsrate bewegt. "Aber was jetzt auf uns zukommt, das sind 1200 Prozent zum Teil, und das geht so überhaupt nicht!"

Küpper befürchtet, dass in Zukunft durch die hohen Preise Menschen ausgegrenzt werden von der Clubszene. In Wien sei z.B. der Eintritt für Clubs fast doppelt so hoch wie in Berlin.

Neben den neuen Tarifen für die Veranstalter kritisiert Küpper auch die Verteilungsstruktur der GEMA hinsichtlich der Künstler: "Unser Musiker, die inzwischen einen ganz breiten Anteil am Musikschaffen haben, die bekommen gar nichts ab. Scherzhaft wird in unserer Szene von der Bohlen-Steuer gesprochen".

Als Beispiel nannte er Dr. Motte, der auch bei der Protestveranstaltung geredet hatte. Dieser sei GEMA-Mitglied, realisiere aber an Einnahmen gerade mal die GEMA-Gebühren:

"Da fragt man sich: Wie kann das sein? Wenn so ein Mann, der tatsächlich bekannt ist und auch viele Stücke rausgebracht hat, die in den Clubs rauf- und runterlaufen, wie kann das sein, dass er nichts davon hat?"

Hinweis:
Sie können das vollständige Gespräch mit Lotar Küpper als MP3-Audio Interview mit Lotar Küpper mindestens bis zum 25.11.2012 in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.

"Links bei dradio.de:"
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