Chuck Blazer

Der korrupte Weihnachtsmann

Das frühere FIFA-Exekutivkomitee-Mitglied Chuck Blazer im Auto.
Das frühere FIFA-Exekutivkomitee-Mitglied Chuck Blazer. © picture alliance/dpa/Steffen Schmidt
Von Kerstin Zilm · 31.05.2015
Der Amerikaner Chuck Blazer schaffte den Aufstieg vom Fußball-Dad zu einem der größten Sportfunktionäre der Welt. Er bereicherte sich mit selbst geschriebenen Verträgen, doch vor vier Jahren ging Blazers Spiel nach hinten los - nun ist er einer der Hauptzeugen im FIFA-Skandal.
Es könnte ein Szene aus einem James Bond-Thriller sein: Ein Luxushotel in London, 2012 – es laufen gerade die Olympischen Spiele. Mächtige Männer der Fußballwelt von Russland bis Australien betreten eine Nobelsuite. Was sie nicht wissen: im Schlüsselanhänger auf dem Tisch ist ein Aufnahmegerät versteckt. Platziert hat es der 200-Kilo-Mann mit weißem Rauschebart, der sie eingeladen hat: Chuck Blazer.
"Er ist eine Mischung aus Weihnachtsmann, Soccer-Dad und korruptestem Funktionär, den man sich vorstellen kann."
Ken Bensinger schrieb vor einem Jahr ein Porträt über den Mann, der dem FBI nun als ein Kronzeuge dient. Bensinger erzählte in einem Radiointerview, dass Blazer mit Jack Warner, dem früheren Chef des Fußballverbandes für Nord- und Mittelamerika sowie die Karibik − kurz CONCACAF − ein Fußball-Imperium kreiert habe: Er schrieb sich selbst Verträge und sicherte sich zehn Prozent der Einnahmen von Sponsoren und Fernsehrechten sowie Luxusapartments in New York und auf den Bahamas.
"Dokumente haben bewiesen, dass er die Kreditkarte von CONCACAF für persönliche Einkäufe nutzte. Er hat praktisch nie selber für irgendetwas bezahlt, flog um die Welt, gründete Scheinfirmen und versteckte sein Vermögen vor den Behörden."
2011 flogen CONCACAF-Bestechungsversuche auf. Blazer opferte Jack Warner als Sündenbock. Sein ehemaliger Verbündeter wurde des Amtes enthoben. Blazer gab sich kooperativ:
"Wir können bei der FIFA aufräumen, wenn andere meinem Beispiel folgen, Korruption aufdecken und nach korrektem Rechtsverfahren die bestrafen, die gegen Regeln verstoßen haben."
Doch US-Steuerbehörden und FBI starteten Ermittlungen auch gegen Blazer. Er musste vor der FIFA-Ethikkommission aussagen, verlor seinen CONCACAF-Posten und 2013 den im FIFA-Exekutivkomitee. Das FBI fand Beweise für Steuerhinterziehungen: Er hatte mehr als 25 Millionen Dollar unterschlagen. Ken Bensinger:
"Es heißt, dass das FBI ihn auf der Straße konfrontierte und vor die Wahl stellte: lange Haftstrafe oder reden. Er gab nach und soll von da an bei Treffen mit hochrangigen Fußballfunktionären Abhörgeräte getragen haben. So wurde er zum Mittelpunkt dieser Untersuchung."
Trotz seiner Informanten-Dienste verklagte das US-Justizministerium Blazer 2013 in zehn Punkten, darunter Geldwäsche, Steuerhinterziehung, Betrug und Unterschlagung. Blazer bekannte sich schuldig. Welche Zusagen er im Gegenzug aushandelte, ist nicht bekannt. Ein Reporter der New York Times fand den ehemaligen Fußball-Strippenzieher am Mittwoch in einem New Yorker Krankenhaus. Er gab keinen Kommentar zur aktuellen Situation ab. Kenner des US-Justizministeriums rechnen damit, dass auf Blazers geheime Aufzeichnungen und Verhöre hin noch weitere Anklagen und Festnahmen folgen werden.
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