Christoph Links zur Istanbuler Buchmesse

"Wir werden nicht kuschen!"

Der Verleger Christoph Links zu Gast im Studio von Deutschlandradio Kultur.
Der Verleger Christoph Links zu Gast im Studio von Deutschlandradio Kultur. © Deutschlandradio - Andreas Buron
Moderation: Joachim Scholl · 11.11.2016
Deutsche Verleger wie Christoph Links geben sich kämpferisch: Die internationale Istanbuler Buchmesse will Links nutzen, um in der Türkei verfolgte Verleger und Autoren zu unterstützen und das Thema Meinungsfreiheit aufs Podium zu bringen.
Farbe bekennen, Gesicht zeigen – ähnlich wie für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist auch für den Berliner Verleger Christoph Links klar: Er fährt zur Istanbuler Buchmesse, um das Gespräch und den Austausch mit verfolgten Kollegen zu suchen und auf Podien über Meinungsfreiheit zu diskutieren. Zu der Publikumsmesse werden zwischen dem 12. und 15. November über eine halbe Million Besucher erwartet.
Links sagte, er fahre jedoch mit einer Mischung "aus Sorge und Aufregung" in die Türkei, denn
"manche Diskussionen werden eben nicht stattfinden können. Etwa mit unserem Lizenzpartner aus Istanbul, mit dem wir eigentlich gemeinsam ein Buch vorstellen wollten. Aber er ist nach zwei Verhaftungen jetzt nach Schweden ins Exil gegangen. Und wir werden ein völlig veränderte Landschaft antreffen, uns mit Kollegen austauschen und schauen, wo wir sie unterstützen können."

Medienhäuser wurden geschlossen

An die 150 Medienhäuser seien bereits geschlossen worden, davon 30 Buchverlage. Kritische Werke zu publizieren – für seinen eigenen Verlag, der politische Literatur veröffentlicht, eine Selbstverständlichkeit – sei in der Türkei inzwischen "eine gefährliche Angelegenheit". Das schaffe eine Atmosphäre, "in der wir nicht wissen, wie auf der Messe mit unseren Büchern umgegangen wird". Zumal Links auch ein neues Werk von Jürgen Gottschlich über Erdogans Türkei im Reisegepäck hat. Er betonte: "Wir werden nicht kuschen, das ist klar!"
Der Verleger sagte, ihn erinnere dies an die DDR-Zeit, "wenn nachts die Stasi herumging und die kritischen Bücher einsammelte". Er begrüße es deshalb sehr, dass die Buchmesse von einem liberalen, nicht-staatstreuen Verlegerverband organisiert werde und hoffe auf lebhaften Zuspruch bei den Podiumsveranstaltungen.
Links zeigte sich zufrieden mit der Wirkung des Online-Aufrufs #FREEWORDSTURKEY, der an die Bundesregierung appelliere, die Unterdrückung türkischer Schriftsteller und Autoren keineswegs zu dulden. Ein erstes, positives Signal sei es, dass die Bundesregierung signalisiert habe, den Verfolgten und Bedrohten Asyl zu gewähren.