Christen

    Brücken bauen zwischen Kirche und Welt

    Die Haupttribüne des 99. Katholikentags vor dem Dom St. Peter in Regensburg (Bayern).
    Die Haupttribüne des 99. Katholikentags vor dem Dom St. Peter in Regensburg (Bayern). © picture alliance / dpa / Armin Weigel
    28.05.2014
    In Regensburg soll unter dem Motto "Mit Christus Brücken bauen" die Bedeutung der Kirche für die Gesellschaft im Mittelpunkt stehen. Die Gläubigen wollen gemeinsam feiern und beten, aber auch umstrittene Themen wie das Diakonat der Frau oder den Zölibat diskutieren. Die katholische Kirche verliert an Mitgliedern und steht unter Reformdruck.
    Zur Eröffnung empfing der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer unter anderen Bundespräsident Joachim Gauck und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer.

    Auf die Frage, wie die katholische Kirche mit dem Vertrauensverlust umgehen will, den sie in Folge des Missbrauchsskandals erlitten hat, sagte Voderholzer auf Deutschlandradio Kultur, dass man miteinander ins Gespräch kommen müsse. Bis Sonntag werde "über alles gesprochen werden", so der Bischof wenige Stunden vor Eröffnung des Katholikentags. Konkreter wurde Voderholzer allerdings nicht. Die Kirche sei auf einem guten Weg.
    Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer in Regensburg (Bayern) während einer Pressekonferenz zum Katholikentag.
    Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer in Regensburg (Bayern) während einer Pressekonferenz zum Katholikentag.© picture alliance / dpa / Armin Weigel
    In anderen Fragen zeigte sich Voderholzer wenig reformfreudig. So will er am Zölibat katholischer Priester festhalten, weil dies eine "wichtige Lebensform" sei. Den deutschen Hochschulen warf der vor, sie drohten zu "Abrichtungseinrichtungen" zu "verkommen", weshalb er für die Einrichtung eines katholischen Kompetenzzentrums plädiere.

    So solle die katholische Universität im bayerischen Eichstätt auf eine "gesamtdeutsche Basis" gestellt werden, um das "Bildungsideal einer umfassenden Bildung" nicht aus dem Blick zu verlieren.
    Auch Merkel und Gabriel werden erwartet
    Nach mehr als 30 Jahren findet der Katholikentag wieder einmal in Bayern statt. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Gabriel werden bei Veranstaltungen auftreten. Die Haupttribüne steht vor dem Regensburger Dom, in der Altstadt gibt es eine Festmeile – erste Eindrücke von unserem Bayern-Korrespondenten Michael Watzke aus Regensburg, wo man eigens das Lied "Mit Christus Brücken bauen" komponiert hat. Die Regensburger nennen das Treffen kurz K-Day.
    Der Leipziger Maler Michael Triegel, der auch als Papstmaler bekannt ist, vor seinem Bild "Kreuzabnahme" (r), das in einer Ausstellung anlässlich des Deutschen Katholikentages im Museum Obermünster in Regensburg gezeigt wird.
    Der Leipziger Maler Michael Triegel, der auch als Papstmaler bekannt ist, vor seinem Bild "Kreuzabnahme" (r), das in einer Ausstellung anlässlich des Deutschen Katholikentages im Museum Obermünster in Regensburg gezeigt wird.© picture alliance / dpa / Waltraud Grubitzsch
    Wenn alle Glocken klingen
    Zu den Highlights des Kirchentags zählt am Samstag ein Konzert, bei dem alle Glocken der Stadt ertönen werden. Orientierung für die fast tausend Veranstaltungen bietet auch eine Katholikentags-App. Diskutiert wird dort auch über die Zukunft der Kirche, das Diakonat der Frau und der Umgang mit Wiederverheirateten.
    "Engerl sucht Herberg" am K-Day
    Bis Sonntag werden bis zu 100.000 Dauer- und Tagesgäste in der Bischofsstadt erwartet, die für den Ansturm nicht genügend Hotelbetten hat und mit dem Aufruf "Engerl sucht Herberg" unter den Einwohnern dafür wirbt, Gäste auch privat aufzunehmen.
    Besonders gefeiert wird vermutlich einer, der nur im Geiste dabei sein wird: Papst Franziskus. Er wird von vielen Gläubigen als derjenige empfunden, der die Fenster zur Welt weit aufgestoßen und die katholische Kirche ordentlich durchlüftet habe. "Pontifex", wie man den Papst auch in Anlehnung an den Oberpriester im alten Rom genannt hat, bedeute ja auf Deutsch so viel wie "Brückenbauer" heißt es im Leitwort des Kirchentages.
    Mit seiner berühmten steinernen Brücke über die Donau, die zum Weltkulturerbe zählt, hat Regensburg selbst noch einen ganz eigenen Anteil zum Motto beizutragen.

    Programmtipps:

    Mittwoch, 15:50 Uhr Debatte
    Hat die katholische Kirche durch Papst Franziskus Vertrauen zurückgewinnen können?
    Ihre Meinung ist gefragt unter 00800 2254 2254, debatte@deutschlandradiokultur.de oder auf Facebook!

    Mittwoch, 22.30 Uhr Ortszeit
    Bericht über die Eröffnung

    Donnerstag, Himmelfahrtstag, 17 Uhr Ortszeit
    Bericht über Veranstaltung mit Bundespräsident Joachim Gauck: Wieviel Religion verträgt die säkulare Gesellschaft?

    Freitag, 17 Uhr Ortszeit
    - Bericht über Veranstaltung zur Prävention über sexualisierte Gewalt mit Pater Klaus Mertes, der die Aufklärung des Missbrauchsskandals ins Rollen gebracht hat, und Bischof Stephan Ackermann, Trier, der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz
    - Bericht über den Auftritt von Angela Merkel bei der Veranstaltung "Hat die Welt noch einen Platz für Europa?"

    Samstag, 16 - 17 Uhr Religionen
    u.a. Interview mit dem Benediktiner-Pater und Bestseller-Autor Anselm Grün

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