Chor der Woche

"Plan b" singt Shakespeare

Von Hartwig Tegeler · 29.11.2013
Seit 1999 singen die Sängerinnen und Sänger des "Plan b"-Chores. Unter der herausfordernden Leitung von Marco Nola bereiten sie jetzt ihr Weihnachtskonzert mit Texten von Dylan Thomas vor.
Am Ende wie am Anfang: alles eine Frage des Rhythmus´. Nicht gerade einfach für die deutschsprachigen Sängerinnen und Sänger aus Bremen, was der New Yorker Komponist Matthew Harris ihnen da zumutet, sagt der "Plan-b"-Chorleiter Marco Nola:
"Es geht darum, dass er Worte so auf die Noten verteilt hat, dass, obwohl sie eigentlich zusammen gehören, er dazwischen Pausen gemacht hat. Damit dieser Rhythmus entsteht. Manche Sänger neigen dann dazu, das Wort trotzdem im Ganzen zu singen, und die Pause weg zu lassen. Und er macht 'whi-stle'. Und da machen einige von uns 'whiiistle'. Und das macht tatsächlich was kaputt. Und dann kommt dieser Rhythmus nicht so raus. Und dann wird es eher flächig oder breiig. Okay, wir probieren es einfach mal."
Also: üben, üben, üben. In einer Art Sprechgesang beispielsweise.
"And a whi-st-le ... - [Marco Nola:] Ja, schon besser, schon besser. Noch mal, noch mal. - And a whi-st-le ... - Ja ..."
Dienstagabend kurz nach acht im großen Treppenaufgangsraum einer Schule in Bremen-Schwachhausen. Hall gibt es hier gratis dazu. Chor "Plan b" steht ungefähr vier Wochen.
Marco Nola: "Sagen Sie doch nicht so was."
Vier Wochen vor dem großen Weihnachtskonzert. Auf dem Programm: die Erzählung "A Child´s Christmas in Wales" von Dylan Thomas, für die Matthew Harris Musik für Chor und Orchester geschrieben hat. Eine große Herausforderung für "Plan b".
"Wir sind ein Laienchor, auch wenn wir durchaus anspruchsvolle Sachen singen."
Gesungene Shakespeare-Texte
Meint Marco Nola, von Hause aus Komponist für Film-, Fernseh- und Theatermusik, der den 1999 gegründeten Chor leitet und den rund 30 Sängerinnen und Sängern ein Repertoire von Renaissance und Klassik bis hin zu Rock und Pop präsentiert. Mit einem ausgewiesenen Hang zur Literatur:
"Ich habe es immer schon reizvoll gefunden, Musik und Literatur miteinander zu verbinden."
So entstand 2012 denn auch die "Plan-b"-Shakespeare-CD: Texte vom englischen Dichter, dazu Musik komponiert wiederum von Matthew Harris.
Shakespeare in Vertonung - wie auch das Dylan-Thomas-Weihnachts-Konzert, das sind anspruchsvolle und ungewöhnliche Projekte. Doch genau darum geht es.
"Das es was ist, was alle anderen nicht machen. - Das reizt mich einfach, hier her zu kommen. - Ich möchte gerne was Besonderes machen, und, ja, das ist hier gegeben."
Meinen Kerstin Lask und Christa Allan, seit sieben und acht Jahren im Chor. Sie singen mangels Männerstimmen bei "Plan b" den Tenor.
Marco Nola: "Bis uns dann die phantastischen Tenöre die Bude einrennen. […] So, die anderen mal Ruhe bitte. Ruhe Bitte. Nur das As und das B bitte für Alt und Sopran. Macht du noch mal spielen."
Nun gab es bei der Matthew-Harris-Komposition, die jetzt zur Aufführung kommt, einen fulminanten Haken: Der Komponist hat die Partitur für Chor und "großes" Orchester geschrieben.
Christa Allan: "Groß dick unterstrichen!"
Kurzum, es geht um die Kosten. Nicht nur das Noten-Material; auch die Profimusiker - in diesem Fall ein Bremer Streichquartett - gibt es nicht umsonst.
"Diese Profi-Musiker müssen wir ja bezahlen, möchten wir ja auch gerne."
Crowdfunding-Kampagne gestartet
Also betrieben die "Plan b"-Sängerinnen und Sänger Crowdfunding, um die 8.000 Euro Budget für das Konzert zusammen zu bekommen.
Kerstin Lask: "Die kleinste Unterstützung, die wir erhalten haben, war über 1,80 Euro. Und die größte Spende, die eine richtige Spende war, war über 4.160 Euro, äh, 150 ..."
Marco Nola: "Es gibt andere Chöre, die das machen, weil es im Kulturbetrieb immer schwieriger wird. Und hier steht ja niemand dahinter. Wir haben keine Kirchengemeinde, die hinter uns steht. Wir machen das alles aus eigener Kraft."
Die sogenannten "supports" beim Crowdfunding - zu deutsch "Schwarmfinanzierung" - liegen in der Regel zwischen 50 und 100 Euro. "Plan b" bietet aber auch das 75-Euro-Paket, das vier Eintrittskarten für´s Dezember-Konzert, das Stück für 16 Euro, enthält. Die überschüssigen 11 Euro sind dann eine Spende. Man wird kreativ in solchen Dingen, meint Sängerin und Kunsthistorikern Christa Allen, und:
Christa Allan: "Da lernt man unheimlich viel."
800 Euro fehlen zum Weihnachtskonzert
An diesem Probenabend vier Wochen vor dem Konzert, braucht es noch rund 800 Euro, dann steht das Weihnachtskonzert auf der Basis "Schwarmfinanzierung". Mit dem Profi-Orchester gibt es noch zwei Proben inklusive der Generalprobe.
Marco Nola: "Das ist auch ein Budget-Problem."
Aber der Chorleiter ist guter Hoffnung:
"Unser Maßstab ist so, dass wir, wenn wir jetzt mal sagen, zehn wäre das Maximalziel, wir chargieren zwischen sechs und sieben."
Sängerin Christa Allan ist ebenfalls gelassen, während Kerstin Lask schon langsam feuchte Hände bekommt.
Christa Allan: "Das kommt immer kurz vorher bei mir."
Kerstin Lask: "Ich bin schon ein bisschen aufgeregt. Schaffen wir es, oder schaffen wir es nicht? Wobei, wir haben es immer hingekriegt, denn werden wir es diesmal auch hinkriegen."
Chor "Plan b" zeigt dann bei einem weiteren Durchlauf an diesem Probenabend gewohnte Power und erhoffte Perfektion.
Chorleiter Marco Nola - schwer angetan:
"Die Aufnahme hätte ich gerne."
Bittschön. Wenn es so ist, gerne auch noch mal.
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