Chinesische Mauer

Der große Pfusch

Die Chinesische Mauer
Die Chinesische Mauer © dpa / picture alliance
Von Steffen Wurzel · 24.09.2016
Murks statt Qualität: Die streckenweise ausgesprochen nachlässige Restauration der Chinesischen Mauer sorgt für viel Hohn und Spott. Experten sind entsetzt, aber sie können dem Pfusch auch Gutes abgewinnen.
Es sollte eine würdevolle und sorgfältige Renovierung werden. Herausgekommen ist eine vermurkste Umwandlung des chinesischen Nationalsymbols in eine Art Zementspur, die sich durch die hügeligen Berge von Liaoning zieht.
In der nordchinesischen Provinz ist ein etwa 700 Jahre alter Abschnitt der Chinesischen Mauer renoviert worden auf einer Länge von rund acht Kilometern. So richtig fachmännisch wurde das Mauerstück aber offenbar nicht behandelt. Auf Fotos ist zu sehen, dass das Innere der einige Meter breiten und hohen Mauer wohl einfach aufgeschüttet und oben plattgestrichen wurde.

Die Mauer steht wieder, aber nicht richtig

Im Internet wird gelästert, das Ganze sehe aus wie eine riesige Skateboard-Spur aus Beton oder wie ein liebloser Radweg mit Türmen dazwischen. Man könnte auch an ein langgezogenes Stück Kuchen mit weißer Zuckerglasur denken. Dong Yaohui, stellvertretender Leiter der Gesellschaft zur Erforschung der Chinesischen Mauer, ist entsetzt: "Man wird zwar versuchen, das wieder abzuändern. Aber es wird unmöglich sein, den Originalzustand wieder herzustellen. Dort lagen viele originale Mauersteine herum, die hat man alle weggeworfen. Sobald man so etwas anfasst, zerstört man den Zustand unwiederbringlich."
Die Aufregung über die missglückte Renovierung ist landesweit groß, schließlich ist das mehrere Tausend Kilometer lange Bauwerk das Nationalsymbol des Landes. Jedes Jahr besuchen Millionen Touristen aus dem In- und Ausland einen der vielen verschiedenen Mauerabschnitte. Die chinesischen Behörden halten sich nach dem Renovierungsdebakel weitgehend bedeckt.

Das Gute am Schlechten: Der Pfusch brachte der Mauer viel Aufmerksamkeit

Der Sprecher eines staatlichen Kulturbüros sagte, der betroffene Mauerteil sei stark beschädigt gewesen und man habe ihn mit der Renovierung vor dem weiteren Zerfall bewahren wollen. Mauer-Experte Dong lässt das aber nicht gelten.
Allerdings hat das Ganze auch sein Gutes: "Bemerkenswert ist die Aufmerksamkeit, die das alles in der Öffentlichkeit ausgelöst hat. Das zeigt, dass den Leuten immer mehr bewusst wird, wie wichtig der Schutz der Mauer ist."
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