Chinatown in Clausthal

Von Michael Hollenbach · 05.08.2008
In der kleinsten Universitätsstadt Deutschlands studieren die meisten Chinesen: In Clausthal haben sich mehr als 600 vor allem in Fächern wie Informatik, Ingenieurswesen und Umwelttechnik eingeschrieben. Einer der Gründe für die Beliebtheit des Harzstädtchens: Die Verführbarkeit durch abendliche Ablenkungen hält sich in Grenzen.
"Mein Name ist Michael Hou und ich bin Chinabeauftragter an der TU Clausthal."

Der wahrscheinlich einzige Chinabeauftragte an einer deutschen Hochschule kümmert sich nicht nur um die knapp 600 chinesischen Studierenden an der Harzuni, sondern auch um die Kontakte in sein Heimatland. Michael Hou, der in Clausthal habilitiert hat, weiß, warum so viele junge Menschen aus seiner Heimat ausgerecht die kleinste deutsche Unistadt ansteuern:

"Der wichtigste Grund ist, dass die TU Clausthal einen sehr guten Ruf in China genießt und auch bekannt ist: nicht der Ort, sondern die Uni. Als ich vor 15 Jahren nach Deutschland kam, da wusste ich in China schon, dass es 'ABC' in Deutschland gibt, nämlich die bekannten Aachen, Berlin und Clausthal- Technische Universitäten."

Dass Clausthal zu den A-,B-,C-Unis gehört, das liegt auch an Wan Gang: Der derzeitige Wissenschaftsminister hat in dem Harzstädtchen promoviert und ist ein bekennender Clausthaler. Der Minister gehörte zu den ersten Chinesen, die Clausthal studiert haben.

"Die ersten chinesischen Studierenden an der TU Clausthal sind gekommen erst kurz nach der Öffnung Chinas, das war 1978, drei Stück; (…) dann hat sich rasant entwickelt von 1978 bis Ende der 80er-Jahre; (….) nach der Studentenbewegung 1989 hat sich die chinesische Studentenzahl in Clausthal entsprechend reduziert, aus politischen Gründen. Mitte der 90er-Jahre hat die zweite Phase begonnen: Innerhalb kurzer Zeit hat sich die Zahl der Studierenden vervierfacht; momentan haben wir 578 chinesische Studierende an der TU Clausthal."


Natürlich erfüllt es Edmund Brandt mit Stolz, dass seine Universität in China zu den A-,B-,C-Unis gehört und in einem Atemzug mit Aachen und Berlin genannt wird. Aber der ehemalige Präsident der TU weiß auch, dass chinesische Studenten sich nicht zufällig in Clausthal einschreiben:

"Wir sind wohl besonders attraktiv, weil wir hier Produkte anbieten, die auch in China besonders nachgefragt werden. Wir erleben das im Bereich Energie, Rohstoffe, Geowissenschaften sehr intensiv. Wir erleben das im Bereich Maschinenbau, Verfahrenstechnik, und wir sehen, dass China jetzt mit großen Sprüngen (.....) versucht, den Anschluss an die Weltspitze zu finden, und da sind wir in Clausthal in diesen drei Bereichen besonders gut aufgestellt."

Ein weiterer Vorteil: Mit ihren 2800 Studierenden ist die Hochschule alles andere als eine Massenuni. Die Vorlesungen und Seminare haben eine überschaubare Größe:

"Davon profitieren dann auch gerade die ausländischen Studierenden, wo es dann möglich ist, nach der Veranstaltung zum Professor zu gehen und zu sagen: Ich habe da was nicht verstanden. Wenn Sie eine 25er-Gruppe haben, können Sie das machen, wenn Sie eine 200er Vorlesung haben, können Sie das nicht machen."

Den Clausthalern ist es gelungen, aus dem traditionellen Bereich des Bergbaus neue Studiengänge zu entwickeln wie zum Beispiel die Umweltschutztechnik. Ein Fach, das der 22-jährige Shehan Chang jetzt seit zwei Jahren in dem Harzstädtchen studiert.

"In China, die Umwelt ist schlecht, deshalb meine ich, wenn ich Umwelt studiert habe und nach China zurückkomme, kann ich was machen, um die Umwelt in China zu verbessern."

Schon jetzt - zu den Olympischen Spielen - soll zumindest in Peking die Luft besser werden. Zwei Monate lang dürfen in der chinesischen Hauptstadt Privatautos nur noch jeden zweiten Tag fahren. Eine richtige Maßnahme, findet der 25-jährige Student Tschau Kuschao:

"Zum Beispiel die Farbe des Himmels, in Clausthal ist er blau, aber in Peking oder in meiner Heimatstadt ist er nicht so schön."

Ohne drastische umweltpolitische Maßnahmen bleibe der Himmel über den chinesischen Großstädten grau, meint der angehende Wirtschaftsingenieur. Immerhin: Viele Flüsse seien nicht mehr ganz so verdreckt wie früher.

Die rund 600 chinesischen Studenten in Clausthal kommen aus ganz unterschiedlichen Regionen ihres Heimatlandes; aber alle vereint die große Erwartung, die sie mit den Olympischen Spielen verbinden:

"Viele Europäische kennen chinesisch nicht so gut, haben immer so falsche Beurteilungen, aber jetzt (…) ist eine gute Chance zu zeigen, dass China hat etwas verändert, ist nicht so wie vorher und ist auch ein sehr offenes country."

Viele Clausthaler Chinesen sind überrascht, was sie in Deutschland über ihr Land erfahren:

"Peking. Jetzt vermiesen die chinesischen Behörden den Pekingern noch ihre Leib- und Magenspeise: Hundefleisch. Den 112 offiziellen Restaurants für die Olympischen Spiele ist es unter Strafandrohung verboten, Hundefleisch anzubieten, anderen Gaststätten wird der Verzicht stark empfohlen. Der Bann soll bis September gelten."

"Das ist ein großes Missverständnis. (…) Ein Prozent oder 0,1 Prozent der Chinesen essen Hundefleisch. Zum Beispiel ich, ich habe nie Hundefleisch gegessen und ich werde nie Hundefleisch essen. Ich habe einen Hund als Haustier, ich esse auf jeden Fall kein Hundefleisch und ich kenne auch keinen Freund, der Hundefleisch isst."

"Das Pekinger Amt für geistige Zivilisation versucht, mit Plakataktionen, Benimmfibeln und Mahnkärtchen den Bürgerinnen und Bürgern das Spucken in der Öffentlichkeit abzugewöhnen. Noch immer seien viele Chinesen der Meinung, dass sie krank würden, wenn sie die eigene Spucke herunterschlucken."

"Ich habe eigentlich seit Jahren nicht gesehen, dass ein Chinese auf der Straße gespuckt hat, (…) sehr wenige, wenn jemand spuckt, das wundert mich. (…) Das ist auch ein Vorurteil, vielleicht auf dem Dorf gibt es das noch, aber in der großen Stadt, sehr, sehr wenig."

Doch nicht alles sind Vorurteile. Dong Jiang, Studentin der Wirtschaftsinformatik, hat erfahren, wie unterschiedlich die Mentalitäten und Verhaltensweisen der Deutschen und der Chinesen sind. In Clausthal hat sie des Öfteren gelesen: "Betreten des Rasens verboten". Ob in China so ein Schild aufgestellt würde oder ein Sack Reis umfalle, sei eigentlich egal - an solche Verbote würde sich eh kaum einer halten.

In Deutschland habe sie das ganz anders erlebt, sagt Dong Jiang. Sie ist beeindruckt davon, dass sich die ordnungsliebenden Deutschen fast immer an die Verkehrsregeln halten:

"Hier ist es wirklich, wirklich viel ordentlicher als in China. (...) Das war schon ein guter Eindruck von Deutschland, dass die Leute sind einfach brav. Lachen. Ja das finde ich total gut. (...) Als ich nach Hause zurückgekommen bin, da konnte ich nicht mehr auf der Straße laufen, die fahren da alle durcheinander, du weißt nicht, aus welcher Richtung kommt ein Auto oder ein Fahrrad oder was weiß ich."

Doch das soll sich zu den Olympischen Spielen auch in Peking ändern. In den vergangenen Monaten haben an bestimmten Tagen über 10.000 Freiwillige mit den Pekingern geübt, wie man sich beispielsweise an Bushaltestellen ordentlich anstellt, ohne zu drängeln oder zu knuffen.

In Clausthal braucht sich dagegen keiner vorzudrängeln – und das hat seinen Grund:

"Clausthal ist schon ein Dorf, muss man sagen."

Die 25-jährige Dong Jiang kommt aus dem Norden Chinas: Ihre Heimatstadt gilt mit 5,6 Millionen Einwohnern nicht unbedingt als Großstadt - für chinesische Verhältnisse. Kein Wunder, dass sie etwas verblüfft war, als sie vor fünf Jahren mit Koffer und Rucksack in dem Harzer Bergbaustädtchen eintraf:

"Oh, mein Gott, (....)dann bin ich hier angekommen, und habe gefragt: Das ist hier schon Clausthal? Ja, sagte der Fahrer, das ist Clausthal. Ja, können Sie mir dann sagen, wo die TU ist. Jja, meinte er, gegenüber. Da war ich so geschockt."

In der Tat: das Hauptportal der Uni wirkt eher wie der Eingang zu einer Dorfschule.

"Und dann habe ich gefragt: kann mal auch mit der Bahn zum Hauptbahnhof? Ja, haben wir hier gar nicht, Oh Gott, wo bin ich denn hier gelandet, warum komme ich ausgerechnet hierhin, ohne Hauptbahnhof, dass das so klein ist."

Die meisten chinesischen Studierenden kommen aus Millionenstädten wie Peking. Mit 15 Millionen Einwohnern hat Peking tausend Mal so viele Einwohner wie Clausthal. Fürs Studium sei da Clausthal doch viel besser, meinen Lu Zhao und Rija Su

"Man kann hier gar nichts tun außer zu lernen."

"Langweilig für das Leben, aber gut fürs Studium. Man studiert oder man lebt, das sind zwei unterschiedliche Sachen, man kann auch Spaß haben, aber ein bisschen weniger als in Großstädten. Das ist klar, es gibt nicht so viel Nachtleben. Man konzentriert sich halt aufs Studium, man geht auch schneller durch, und hier ist ein Durchschnitt von elf Semestern für Wirtschaftsingenieure, das kann man in Großstädten fast gar nicht glauben."

Rija Su ist bereits als Jugendlicher mit seinen Eltern nach Deutschland gekommen. Nun lässt er sich in dem Harzstädtchen zum Wirtschaftsingenieur ausbilden. Er kennt etliche Chinesen, die nach dem Studium in Deutschland geblieben sind: Schätzungen gehen von zehn Prozent aus.
"Ehrlich gesagt, verdient man hier ein bisschen mehr, andererseits ist die Heimat auch wichtig."

Zum Beispiel für Dong Jiang. Sie ist mit 19 nach Deutschland gekommen. Mit bescheidenen Deutschkenntnissen hat sie sich in einem ihr völlig fremden Land zurechtfinden müssen. Die erste Reaktion: bitteres Heimweh:

"Oh, furchtbar, ist bin so ein Familientyp. Ich habe, bevor ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich noch nie irgendwo anders gewohnt als zu Hause. Ich habe drei Monate nur geweint, jeden Tag einmal, natürlich jeden Tag rufe ich zu Hause an und sobald ich meiner Mama Stimme und meines Papas Stimme höre, dann geht gar nichts, dann musste ich weinen, das war so furchtbar."
Mittlerweile chattet und simst die Studentin regelmäßig mit ihren Eltern, ohne weinen zu müssen. Und eigentlich habe sie anfangs auch Glück gehabt, dass sie zuerst ins Ruhrgebiet, nach Mülheim gekommen sei - und nicht bei den kühlen Norddeutschen gelandet sei.

"Man merkt sofort, dass der Westen, man kann nicht sagen total freundlich, aber schon freundlicher als hier im Norden."

Die Menschen in Westdeutschland seien offener, direkter und herzlicher als die Harzer, meint Dong Jiang.

"Mein Name ist Grosse, Stefan Grosse. Ich bin Inhaber der ortsansässigen Buchhandlung, ein Traditionshaus, 175 Jahre alt und eng verwurzelt mit der früheren Akademie und heutigen TU Clausthal."

Stefan Grosse hat des Öfteren chinesische Studenten in seinem Laden. Von denen habe er erfahren, dass Clausthal in China - im Gegensatz zu Deutschland - "weltbekannt" sei, meint der Buchhändler mit einem verschmitzten Lächeln. Stefan Grosse rühmt die multikulturelle Atmosphäre in dem Harzstädtchen; Vorbehalte gegen Ausländer höre man hier selten, aber das liege vielleicht auch an dem sozialen Status der ausländischen Studenten und Dozenten.

"Das, was hier in Clausthal ist, ist Teil einer Elite, denn wer kann sich in China den Studienort Clausthal, der in Deutschland preiswert ist, aber für Chinesen teuer, wer kann sich das erlauben? Das kann nur eine höhere Schicht sein."

Buchhändler Grosse erkennt immer schnell, wie lange die Chinesen, die in seinen Laden kommen, schon in Deutschland sind. Denn die Neuen holen sich meist ein Wörterbuch "Chinesisch-Deutsch", danach kommt das Lehrbuch "Grundkurs Deutsch", dann die Fachliteratur und die älteren Semester schmökern schon mal im Laden und kaufen sich auch deutsche Belletristik.

Doch wer erst in Clausthal sein erstes chinesisch-deutsches Wörterbuch kaufe, der habe hier große Probleme, meint der Student Lu Zhao. Er hat zunächst ein Jahr lang in Potsdam Deutsch gelernt, bevor er sich dann in Clausthal eingeschrieben hat. Er hat sich ganz bewusst dafür entschieden, zuerst die Unterrichtssprache gut zu beherrschen:

"Die meisten Chinesen, wenn sie nach Deutschland kommen, haben Sprachprobleme. Je schlechter sie sprechen können, um so weniger Kontakt haben sie. Sie fühlen sich einsam, und wenn das weiter geht, ist das schlecht für den Beginn des Studiums."

Dong Jiang spricht zwar gut deutsch, aber die 25-Jährige hat bislang wenig von der Multi-Kulti-Atmosphäre in Clausthal mitbekommen. Manche Clausthaler seien zwar ganz nett:

"Aber mit dir sprechen, das macht kein Deutsche. Okay, ein paar Ausnahmen gibt es immer, aber das ist ganz selten, das ist für Ausländer nicht sehr schön. Man kann nicht sagen, die Deutschen seien - wie heißt das Wort: fremdfeindlich, man kann das nicht generell sagen, aber kühl sind die schon. Naja, naja."

Das hat Lu Zhao anders erlebt.

"Ich finde, die meisten Deutschen sind direkter als Chinesen. Wir sprechen meistens umwegiger, aber Deutsche sind viel direkter, ich finde es leichter, mit einem Deutschen über was zu sprechen als mit einem Chinesen."

Mit den deutschen Kommilitonen komme man schnell zum Kern des Problems. Bei Chinesen gehe es zu 70 Prozent nicht um den eigentlichen Inhalt, sondern um Floskeln, Höflichkeiten und Gerede, kritisiert Lu Zhao seine eigenen Landsleute.

Die Erfahrung hat auch Heidi Hohmann von der Beratungsstelle des Studentenwerks Clausthal gemacht. Vor Jahren kamen nur ganz wenige Studierende aus dem Land des Lächelns in ihre Beratungsstelle:

"Das hat sich im Laufe der Jahre immer mehr verändert, dass auch immer mehr chinesische Studierende in die Beratungsstelle kommen, und einfach auch über ihre psychischen Probleme reden, Lernstörungen, und sie werden einfach immer offener.

Im Laufe der Jahre ist mir aufgefallen, dass sie einfach im Heimatland gelernt haben, das Gesicht zu wahren, und dass die Studierenden immer mutiger werden, zu den Gefühlen zu stehen, die sie haben und damit auch offener werden und auch erleben: Hier ist eine andere Kultur und vielleicht ist es ja auch einfacher, mal über Gefühle zu reden als immer nur zu lächeln."

Über seine Gefühle kann Lu Zhao ohne Probleme reden, wenn um die Sitten und Gebräuche der Deutschen geht.

"Ich muss sagen, das Leben in Deutschland ist ganz anders als in China. Zum Beispiel beim Kochen: Wir kochen in China immer mit Feuer und hier mit elektrischen Herden, die meisten Chinesen finden das komisch."

Und Heidi Hohmann vom Studentenwerk ergänzt:

"Natürlich wurde auch versucht, ein offenes Feuer zu machen, und zwar kamen einige Chinesen auf die Idee, in einem Backofen ein Grillfeuer anzuzünden und darin ihr Hühnchen zu braten. Also, das ist jetzt kein Witz, das war wirklich so, das Ergebnis war, dass sie den gesamten Backofen wegschmeißen mussten und haarscharf an einem Küchenbrand vorbeigekommen sind."

Überhaupt: Das chinesische Essen - das ist schon eine gewaltige Umstellung. Und die Frühlingsrolle oder Peking-Ente beim China-Restaurant in Clausthal hilft da auch nicht weiter, sagt Lu Zhao.

"Diese Speise aus dem China-Restaurant ist eigentlich nicht original, sondern sie sind schon eingedeutscht. Das gefällt uns auch nicht so."

Und in der Mensa an der TU Clausthal gibt es doch eher deutsche Kost.

"Mensa gefällt uns - um ehrlich zu sein - nicht so gut. Wir kochen gern zu Hause und reden auch zusammen, und bei einem Abendessen dauert manchmal bis Mitternacht."

"Das ist unsere Kultur. Kochen ist eines der wichtigsten in unserem Leben."

Doch noch wichtiger als das Kochen sind in diesen Tagen die Olympischen Spiele. Allerdings wurde die Vorfreude bei den chinesischen Studierenden in Clausthal getrübt durch die Proteste beim olympischen Fackellauf. Dass Demonstranten in Paris, London und San Fransisco wegen der Pekinger Tibet- und Menschenrechtspolitik gegen die chinesische Regierung protestiert haben, können die Studierenden nicht verstehen:

"Ich finde es wirklich schade, weil ich finde, olympische Spiele sollen ohne Politik gehen, das ist zu politisch, finde ich nicht gut. Das habe ich geschockt, warum so was passiert, weil olympische Spiele sollten nicht um Politik zu tun, und auch Dalai Lama, na ja, ich finde, es ist zur falschen Zeit die falsche Sache passiert."

Und auch zur Unterdrückung der Menschenrechte durch die chinesische Regierung will Lu Zhao lieber nichts sagen:

"Menschenrechte in China - das kann ich nicht beurteilen. Ja, sie können das machen und auch formulieren, aber nicht zusammen mit den Olympischen Spielen."

Bei allen Studierenden aus dem Reich der Mitte stößt man auf die gleiche Meinung, wenn es um die Olympischen Spiele geht: Sie sind stolz auf ihr Land:

"Das ist eine Chance für alle Chinesen, sich der ganzen Welt zu zeigen, wie wir jetzt aussehen, wie China sich so schnell entwickelt hat. Wir haben schon lange Zeit gewartet. Das ist eine gute Chance für China, unsere Organisationsfähigkeit zu zeigen. Wir sind ein großes Land, wir brauchen Chance, das zu zeigen."

Tschau Kuschao bedauert, dass er die Wettkämpfe nicht live vor Ort verfolgen kann:

"Ich kann leider nicht zurück nach China fahren, um die Spiele zu gucken, aber ich gucke jeden Tag zum Beispiel im Internet."

Der 23-jährige Rija Su, der morgen nach Peking fliegt, hofft, noch eine der begehrten Eintrittskarten zu ergattern.

"Wenn ich Tickets bekomme, gehe ich auf jeden Fall hin. Das ist ein einmaliges Erlebnis."

In Shanghai und in Peking will er sich dann die Wettkämpfe angucken.

"Schwimmen, Judo auch; Leichtathletiken und Pingpong - was die chinesische Mannschaft für Stärken zeigt, da interessiere ich mich für."

Rija Su und Tschau Kuschao hoffen, dass ihre Nationalhymne in den kommenden zwei Wochen möglichst oft erklingen wird. Wo rechnen sie sich besondere Chancen aus?

"Alle mit kleinem Ball, glaube ich. Haben chinesische Mannschaften Vorteile."

Also, vor allem im Tischtennis. Aber auch beim größeren Basketball hoffen sie auf ein kleines Wunder. Der Grund: der Star der amerikanischen NBA-Liga Yao Ming.

"Und dann Liu Xiang im Laufen, (…) der hat drei-, viermal Weltrekord aufgestellt, das ist für uns ein großer Star, weil China ist im Laufen nicht so gut im Allgemeinen, er ist die einzige Spitze da oben."

Der Basketballer Yao Ming und der Hürdenläufer Liu Xiang seien die größten Idole, heißt es übereinstimmend. Die Tischtennisspieler seien zwar auch Weltklasse, aber das sei in China nichts Besonderes.

"Früher spielten die Leute sehr gern Tischtennis, und jetzt Fußball und Basketball sind populärer geworden als früher."

"Fußball gibt es auch einige, die zwar nicht so gut wie die Weltstars spielen können (…)"

Aber immerhin haben sie einen Fußballstar namens Jiayi (Jai) Shao, der bei Energie Cottbus kickt. Und deswegen ist nicht etwa Bayern München oder Schalke 04 in China der bekannteste deutsche Verein, sondern eben Energie Cottbus.

"Ja, besonders unter den Fußballfans."

Der Olympiahype geht bei manchen chinesischen Eltern so weit, dass sie ihren Neugeborenen bereits den Namen Olympical gegeben haben. Das sei schon etwas kurios, meint auch Lu Zhao:

"Eigentlich hat ein typischer chinesischer Namen nur zwei oder drei Schreibzeichen. Olympic hat bei uns vier Schreibzeichen, das ist ein wenig ungewöhnlich, finde ich."