Charles Le Brun

Der Maler des Sonnenkönigs

Ausschnitt des Gemäldes "Le soulagement du peuple pendant la famine" (Linderung der Hungersnot des Volkes) von Charles Le Brun, das 2015 in einer Ausstellung in Barcelona gezeigt wurde.
Ausschnitt des Gemäldes "Le soulagement du peuple pendant la famine" von Charles Le Brun (1619-1690), das 2015 in einer Ausstellung in Barcelona gezeigt wurde. © dpa / picture alliance / EFE
Von Jürgen König · 17.05.2016
Er trug den Titel "königlicher Maler" unter dem Sonnenkönig Louis XIV. – doch Charles Le Brun war weit mehr als ein repräsentativer Hofmaler. Eine Ausstellung im Louvre Lens in Nordfrankreich zeigt seine vielen Talente.
In französischen Schulbüchern wird er stets als "Repräsentant" des "Grand Siècle", des "Großen Jahrhunderts" beschrieben: Charles Le Brun, der Hofmaler Ludwigs XIV. Und die Franzosen lieben ihn nicht wirklich: Er gilt nicht gerade als Langweiler, aber doch vor allem als ein auf die Einhaltung von Regeln fixierter Theoretiker – und das vermag Kuratorin Bénédicte Gady regelrecht zu bekümmern:
"In Frankreich ist Charles Le Brun sehr in Verruf geraten. Die Franzosen setzen ihn mit Ludwig XIV. gleich, mit der absoluten Monarchie – und also ist das für sie Propagandakunst und das lehnen sie ab."
Dem setzt die Ausstellung ein entschieden anderes Bild entgegen. Der Rundgang im Louvre Lens verläuft chronologisch: Als Sohn eines Skulpteurs 1619 in Paris geboren, zeigen schon die Zeichnungen und Gemälde des 15-jährigen Charles Le Brun eine sichere Hand. Der 19-Jährige wird bereits "peintre du Roi", "königlicher Maler", der ein Jahr später seinen ersten Großauftrag erhält: vom Kardinal Richelieu. Fouquet, Colbert, Mazarin – bedeutende Minister des Königs – werden seine Gönner, denn nicht nur beherrscht Charles Le Brun als Maler den Geschmack der Zeit, er ist ausgesprochen vielseitig. Das unterscheidet ihn von anderen. Bénédicte Gady:
"Er war auf sehr unterschiedlichen Gebieten talentiert. Er hat gezeichnet und gemalt, er hat seine Bilder zu Vorlagen für Skulpturen, Kupferstiche und Radierungen gemacht, er hat Wandteppiche entworfen, er hat für Goldschmiede, hat für Architekten gearbeitet, und er hat als Ausstattungsleiter zuletzt das gesamte Dekor für Schloss Versailles verantwortet – denn, auch das war neu, er hatte einen großen Sinn dafür, all diese Künste zusammenzuführen."

Genie des Kontakteknüpfens

Und damit, so Bénédicte Gady, sei er modern gewesen, seiner Zeit weit voraus. Charles Le Brun gründete Werkstätten und Gruppenateliers, deren Leiter er jahrelang blieb, er stand Gobelin-Manufakturen vor, wurde Mitbegründer der Königlichen Akademie für Malerei und Skulptur. Ein Genie des Kontakteknüpfens muss er gewesen sein, Charles Le Brun: Sehr eindrucksvoll kann der Besucher nachvollziehen, wie aus Zeichnungen Gemälde wurden, wie er Motive einzelner Gemälde zu Vorlagen für Wandteppiche weiterentwickelte, Figurenentwürfe für die Architekten von Schloss Versailles füllten bis zu sechs Quadratmeter große Kartons.
Seine Themen entnahm er zumeist biblischen und mythologischen Stoffen; indes zeigt er manchmal ganze Figurengruppen ohne jeden Kontext. Wo es weder Vorder- noch Hintergrund gibt, wirken die Gemälde des Charles Le Brun fast abstrakt. Das Gesicht des Menschen faszinierte ihn, ganze Studienreihen von lachenden, weinenden, angsterfüllten, auch anbetenden Gesichtern lassen den Betrachter staunen. Beeindruckend auch, dass und wie Charles Le Brun die Physiognomie von Tieren zeichnend und malend mit Akribie erforschte, um ihnen Seele und Intelligenz nachzuweisen.

Hypnotischer Blick

Nicolas Milovanovic, der andere Kurator der Ausstellung:
"Schauen Sie hier dieses Pferd, faszinierend, diese Kraft, die es verkörpert und dieses Auge des Pferdes, dieser hypnotisierende Blick, der bewirkt, dass wir sofort hinsehen! Nur wenige Pinselstriche – rosa, orange, ein zartes Hellblau, kontrastiert von strahlenden Weiß, das ist meisterlich gemalt – man sieht das oft bei Lebrun. Er zeigt viel Gefühl – bei den Menschen, die er malt, aber auch bei Tieren."
Kein Langweiler also und deutlich mehr als nur ein "Repräsentant" ist Charles Le Brun. Mit dieser schönen Ausstellung könnte es gelingen, was Kuratorin Bénédicte Gady am Herzen liegt, dass man gerade in Frankreich Charles Le Brun wiederentdeckt:
"Vor allem in Frankreich muss man ihn wieder entdecken!"

Informationen des Louvre Lens zur Ausstellung "Charles Le Brun – Le peintre du Roi-Soleil"

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