CD-Tipps

Brillant, sommerlich und einfach schön

Die US-amerikanische Jazz-Legende Louis Armstrong
Louis Armstrong sei ihm Traum erschienen, berichtet Dr. John. Er habe ihn beauftragt, seine Songs neu zu interpretieren. © AFP
Von Uwe Wohlmacher · 29.08.2014
Melancholischer Folk-Rock, eine brillante Hommage an Louis Armstrong und eine sommerlich leichte Fusion aus Krautrock, Free Jazz, Soul-Funk und sudanesischem Pop – das sind unsere aktuellen CD-Tipps.
Erland & The Carnival: "Closing Time"
"Closing Time" heißt das neue Album der Londoner Folk-Rock-Band Erland & The Carnival, das einen neuen musikalischen Ansatz des Duos zeigt. Machten die Musiker auf bislang zwei Alben dem Begriff "Carnival" in ihrem Namenszug mit fröhlichem Kirmes-Electro-Pop alle Ehre, so ist nun eine, wie ich finde, wohltuende Ruhe in die Musik eingekehrt.
Nun bestimmen atmosphärisch fließende Grooves zwischen Psychedelic und Folklore den Sound der Gruppe, die damit einen großen Schritt nach vorne getan hat und dem zuweilen wirren Konzept ihrer Anfangszeit hoffentlich endgültig Lebewohl gesagt hat. Die bestimmenden Maxime heißen nun Melancholie und Nachdenklichkeit, die sich in sparsam instrumentierten Pianoballaden und hymnisch klingenden Gitarren-Folk-Songs manifestieren. Einfach nur schön.
Dr. John: "Ske-Dat-De-Dat: Spirit Of Satch"
Ein Traum soll der Auslöser für das neue Album der 73-jährigen R'n'B-Legende Dr. John gewesen sein. Louis Armstrong persönlich sei ihm eines Nachts erschienen und habe ihn beauftragt, seine Songs neu zu interpretieren. Dabei haben dem legendären Voodoo-Rocker aus New Orleans, der mit seiner knorrigen Mischung aus Memphis-Blues und kreolischem Soul seit mehr als vier Jahrzehnten eine Ikone der Südstaaten-Blues-Szene ist, eine ganze Reihe exquisiter Kollegen, wie die Blues-Rock-Queen Bonnie Raitt, der kubanische Rapper Telmary, der Jazz-Trompeter Arturo Sandoval und die Gesangsgruppe Blind Boys Of Alabama beiseite gestanden und den Songs der Jazz-Ikone eine neue Seele eingehaucht.
Dr. John, alias John Rebenack, hat mit "Ske-Dat-De-Dat: Spirit Of Satch" ein brillantes Album aufgenommen, das einerseits Louis Armstrong ein würdiges Denkmal setzt und anderseits, auch ohne die Verbindung zu Satchmo, eine grammywürdige Gemeinschaftsarbeit von einigen der besten New-Orleans-Musiker der Gegenwart darstellt.
Sinkane: "Mean Love"
Ahmed Gallab, sudanesisch-amerikanischer Sänger und Mastermind von Sinkane hat mit "Mean Love" ein neues Genre-überschreitendes Album aufgenommen, das sich zwischen vielen musikalischen Stühlen bewegt und eine sommerlich leichte und universelle Fusion aus Krautrock, Free Jazz, Soul-Funk und sudanesischem Pop präsentiert.
Dem Session-Schlagzeuger, der unter anderem schon für Yeasayer und Caribou trommelte, gelingt in unverwechselbarer Weise moderner Soul, der ohne Retroeinflüsse auskommt und stattdessen neue musikalische Randbereiche einbezieht. Musik, die mich total begeistert.
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