Cattelans Gold-WC im Guggenheim

Geniale Kritik oder Griff ins Klo?

Eine voll funktionstüchtige Toilette aus purem Gold steht seit dem 15. September 2016 im Guggenheim Museum in New York: Geschaffen hat sie der italienische Künstler Maurizio Cattelan.
Eine voll funktionstüchtige Toilette aus purem Gold steht seit dem 15. September 2016 im Guggenheim Museum in New York: Geschaffen hat sie der italienische Künstler Maurizio Cattelan. © William EDWARDS / AFP
Carsten Probst im Gespräch mit Timo Grampes · 16.09.2016
Seit heute können Besucher des New Yorker Guggenheim Museums das massive Goldklo des Künstlers Maurizio Cattelan nicht nur besichtigen, sondern auch benutzen. Das Werk wurde auf einer ganz normalen Toilette des Museums installiert und wird von einem Wachmann geschützt.
"America" - so lautet der Titel der goldenen Schüssel von Maurizio Cattelan.
Wie ist sein Werk zu bewerten? Ist das nur ein spektakulärer Gag eines Witzbolds der Kunstszene? Oder doch geniale Kritik an einer Kunst- und Museumswelt, deren Stars und deren Werke sich immer stärker auf die Welt superreicher Sammler und Geldgeber ausrichtet?

Kritik am Kunstbetrieb, die die Menschen erreicht

Kunstkritiker Carsten Probst hält den italienischen Künstler für einzigartig: "Maurizio Cattelan ist vielleicht der einzige Künstler, der mit seiner Kritik am Kunstbetrieb auch an den Kunstinstitutionen viele Menschen erreicht."
Wie niemand sonst betreibe er eine Gesellschaftskritik, die für jeden zugänglich und weltweit öffentlich präsent ist:
"Bei Cattelan dürfen sie die Toilette wirklich benutzen. Sie sollen als Besucher ihr Teil dazu tun. Da stellen sich Hemmungen ein und da wirkt auch die Provokation."
Probst schätzt zudem Cattelans "witzige Art, Dinge auf den Punkt zu bringen".
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