Carl-Zeiss-Planetarium Berlin

Nur der echte Himmel ist schöner

Im Zeiss-Großplanetarium in Berlin Prenzlauer Berg werden am 23.08.2016 bei einem Pressetermin in der 23-Meter-Kuppel Ausschnitte aus den neuen Programmen gezeigt. Nach zwei Jahren Umbau öffnet das Planetarium als modernstes Wissenschaftstheater Europas am 25. August wieder seine Türen.
Das modernste Wissenschaftstheater Europas will das Berliner Zeiss-Großplanetarium sein. © picture alliance / dpa / Jens Kalaene
Von Rebecca Hillauer · 08.09.2016
Nach zweijähriger Sanierung und Modernisierung ist das Zeiss-Großplanetarium in Berlin wieder für Besucher geöffnet. Es will modernes Wissenschaftstheater bieten: mit 360-Grad-Digitaltechnik und dem zweitschönsten Sternenhimmel der Welt.
Zeiss-Großplanetarium in Berlin. Nach der Wiedereröffnung werden im Kuppelsaal die neuesten Projektionen gezeigt. Gerade läuft "Sterne über Berlin". Sie zeigt astronomisch wichtige Ereignisse in und um Berlin in so genannter Fulldome-Technologie.

"Wie Imax, aber auch wissenschaftlich"

Das Herzstück der neuen 360-Grad-Digitaltechnik ist ein rundes, schwarzes Gebilde in der Mitte des Kuppelsaals: der neue Sternenprojektor. Mit einem Durchmesser von fast zwei Metern sieht er aus wie eine Taucherglocke - mit vielen kleinen Gucklöchern. Durch sie wird über Leuchtdioden und Glasfasern der Sternenhimmel auf die Kuppel projiziert. Zusätzliche Elektronik lässt jeden Stern einzeln glasklar funkeln. Acht kleinere Projektoren bilden die Planeten unseres Sonnensystems auf der Kuppelleinwand ab.
Die Besucher, die nach der Show den Kuppelsaal verlassen, sind beeindruckt:
- "Das neue Gerät ist natürlich schon toll."
- "Was die da machen können, ist schon faszinierend, auch mit all den Einblendungen immer wieder für die Erläuterungen."
- "Ein bisschen wie Imax, aber auch wissenschaftlich und nicht nur irgendwie so wie Hollywood."
- "Man reist wirklich außerhalb des Saals, ganze Galaxien und alles."
- "Das ist eben diese Unendlichkeit des Weltalls - und wie klein wir eigentlich sind. Und dass wir unsere Erde schützen müssen, weil es nur diesen einen Ort gibt, wo wir leben können."

Es soll auch Vorträge, Musik- und Theateraufführungen geben

Doch Projektoren allein reichen nicht aus, erläutert Jürgen Rienow, der technische Leiter des Zeiss-Großplanetariums:
"Also zusätzlich zu dem Sternprojektor im Kuppelsaal haben wir außen rum noch zehn Videoprojektoren, die eine Spezialtechnik verwenden, so dass die eben nicht wie ein normaler Videoprojektor zuhause bei schwarzem Bild immer noch so ein leicht graues Viereck werfen, sondern dass sie wirklich schwarz können. Und dadurch kann man mit Hilfe der Videoprojektoren auch den Nachthimmel ergänzen.
Denn die Software weiß, wie dieser mechanische Sternprojektor steht, und kann aus dem Videoprojektoren Dinge zwischen die Sterne malen, wie Sternbildfiguren oder auch die Nebel, die zwischen den Sternen sich manchmal befinden – und zwar passgenau."
Das Berliner Zeiss-Großplanetarium im Frühjar 2016
Das Berliner Zeiss-Großplanetarium im Frühjar 2016© dpa / Sebastian Schachel
Der Leiter des Planetariums Tim Florian Horn will mit dieser Technik künftig auch Projektionen über andere Wissenschaften zeigen, sei es Geologie, Biologie oder Umwelttechnik. Darüber hinaus sollen im Kuppelsaal Vorträge, Musik- und Theateraufführungen stattfinden. So soll das Zeiss-Großplanetarium in Berlin zu einem modernen Wissenschaftstheater werden.
"Leute fragen sich: Was ist Fracking? Leute fragen sich, wie der Klimawandel jetzt hier in unserer Gegend funktioniert. Und wir können Daten, Messwerte, Simulationen der Wissenschaft auf der Kuppel so visualisieren, dass der Wissenschaftler was davon hat und seine Daten besser durchdringt - und gleichermaßen der Zuschauer versteht, warum diese Wissenschaft eigentlich betrieben wird. Denn es reicht nicht, dass wir mit, ja, mit dem Gehirn vielleicht, mit dem Denken alles versuchen, zu erfassen, sondern der emotionale Zugang zur Wissenschaft, der emotionale Zugang zu unserem Platz im Kosmos ist ebenso wichtig."

Neue Show "Sterne über Berlin"

Für die neue Show "Sterne über Berlin” werden mittels Fulldome-Technologie nicht nur Himmelskörper auf die riesige Kuppelleinwand projiziert. Um beispielsweise die Entdeckung des Planeten Neptun zu visualisieren, sind nach historischen Bauplänen die damalige Beobachtungsstation und auch das Teleskop, mit dem der Planet 1846 entdeckt wurde, virtuell nachgebaut worden.
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Das Foyer des sanierten Carl-Zeiss-Großplanetariums in Berlin am 23.08.2016.© picture alliance / dpa / Jens Kalaene
In einer anderen Simulation können die Besucher über die gegenwärtige Potsdamer Sternwarte fliegen. Dafür wurden auf eine Drohne insgesamt zehn Kameras montiert, die während des realen Flugs in verschiedene Richtungen filmten. Der Mediendesigner Florian Meyer vom Produktionsteam des Planetariums setzt die Bilder der Kameras am PC zu einer Kuppelprojektion zusammen.
"Genau an den Überlappungspunkten muss man ansetzen, um einen nahtlosen Übergang zu schaffen zu der nächsten Kamera. Und die Besonderheit ist dabei, dass das Ende eines Bildes beziehungsweise der rechten Kante der Anfang der linken Kante ist – und die treffen sich wieder. Und im nächsten Schritt wird dann der Deckel sozusagen obendrauf gesetzt - und daraus ergibt sich dann ein volles 360-Grad-Kuppelbild."

"Ausgesprochen sinnliche Erfahrung" für die Zuschauer

Was auf dem kleinen Monitor funktioniert, muss auch im Kuppelsaal so präzise umgesetzt werden, dass keine Bildüberlappungen für die Zuschauer sichtbar sind, sagt Jürgen Rienow.
"Das führt dazu, dass es die Illusion gibt, die gesamte Kuppel würde ein einziges großes Videobild darstellen, weil man ja - anders als im Kino - wirklich mittendrin ist im Geschehen. Mittendrin ist, ich sag mal, in einer Zelle oder in einem Wald - oder eben mittendrin im Universum. Das ist eine ausgesprochen sinnliche Erfahrung. Wenn man sich drauf einlässt, dann kann man richtig eintauchen."
Die Besucher der Planetariumsshow bestätigen das:
- "Man hat wirklich das Gefühl, als wenn man über Berlin fliegen würde. Da gab es eine Aufnahme, und dann flog man hoch und dann hat man über die Dächer, die ganzen Lichter alles gesehen.
- "Ich hab dann nachher gar nicht mehr geguckt, ich hab mir auf den Vordersitz hatte ich mir einen Punkt gesucht und da habe ich dann drauf geguckt."
- "Weil es wie in seinem Karussell gewesen ist oder Achterbahn oder so."
- "Es ist sehr realistisch."
- "Sehr realistisch."

Nur der echte Sternenhimmel ist schöner

Jürgen Rienow ist überzeugt, dass das Wissenschaftstheater unter der Kuppel mit der neuen Technik ein voller Erfolg werden wird:
"Sogar der Mond erzeugt in der dunklen Kuppel einen Schatten in der Projektion - so hell ist der Mond an unserem Planetariumshimmel. Tatsächlich bin ich überzeugt, dass es der schönste Sternenhimmel ist, den man auf Erden finden kann – mit Ausnahme natürlich des echten."
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