Bundeswehr

Schnuppertag für junge Frauen

Bundeswehrsoldatinnen in Hamburg
Eine Ausbildung bei der Bundeswehr bedeutet auch Dienst an der Waffe. © picture alliance / dpa / Foto: Marcus Brandt
Von Susanne Lettenbauer · 28.04.2015
Vor zwei Jahren wurde die Wehrpflicht abgeschafft. Seitdem kämpft die Bundeswehr um jeden Freiwilligen für den Dienst an der Waffe - und lässt auch schon mal Schülerinnen den bayrischen Fliegerhorst Fürstenfeldbruck besuchen.
Das spannendste an diesem Tag ist das Feuer. Wann genau ein Funken überspringt vom Stein zum Holz, wie viel Öl in einem Tannenzweig den besten Zunder gibt, auch wenn der Rauch einen verraten könnte. Irgendwo draußen auf dem Feld, wenn man Hunger hat und etwas zu Essen braucht.
"Was am meisten Spaß gemacht hat war auf dem Feld, wo wir selber Feuer machen mussten und uns geschminkt haben, weil man am nahesten draußen dran war und den besten Einblick bekommen hat."
Lagerfeuerromantik bei der Bundeswehr? Pfadfinderstimmung? Auf jeden Fall Abenteuer. Von 9 bis 15 Uhr. Einmal im Jahr auch für Mädchen. 30 an der Zahl. Zwischen 14 und 17 Jahren. Seit Februar seien die Plätze ausgebucht gewesen, sagt der Kasernenkommandant stolz, seit 2004 biete man das hier an, immer hätte es eine riesige Nachfrage gegeben. Um ihn herum die jungen Frauen. Einige geschminkt – nicht rouge oder getuscht, sondern mit grün-schwarzen Streifen im Gesicht:
"Also wir haben uns vom Außenleben ...also praktisch... also in der Natur, da muss man sich ja tarnen können und das haben wir mit Schminke gemacht und haben da auch eigenständig Feuer gemacht und haben da neue Methoden kennengelernt, das war eigentlich echt cool."
Die 16-jährige Schülerin eines Münchner Gymnasiums genießt den Tag auf dem Fliegerhorst. Vor der Tür stehen alte Kampfjets, in den Fluren erklärt eine Ausstellung die Geschichte der Bundeswehr samt preußischer Reformen. Im Eingang zur Offiziersschule hängen die Flaggen aller Nato-Staaten. Ein Hauch von Welt. Auf einem Schild vor dem Gebäude heißt es "Ich will" – der Slogan der neuen, schnelleren, effizienteren, freiwilligen Bundeswehr.
"Ich weiß nicht, ich finde als Gemeinschaft hier zu leben und das gemeinsam zu machen, den Gedanken finde ich ganz gut."
"Ja dann schönen guten Tag auch von meiner Seite. Ihr habt ja schon einiges durchgemacht. Einige sind ja so getarnt, dass man sie fast gar nicht mehr sehen kann."
Vorsichtiges Gelächter. Vorn steht jetzt Karriereberater Tino Wöpke. Die Mädchen vor ihm an langen Tischreihen, auf denen je Platz, sorgfältig vorbereitet, bunte Bundeswehrzeitschriften für Jugendliche liegen:
"Kurz zu meiner Person: Hauptbootsmann Tino Wöpke, bin 31 Jahre alt, bin Karriereberater aus München, das heißt, ich habe eine kurze Anreise heute gehabt."
Frauen können hier den Pilotenschein machen
Mit einem Abiturschnitt von 1,8 kann man bei der Bundeswehr Medizin studieren, erzählt der Karriereberater, man kann auch Mechatroniker werden oder Automechaniker, auch Frauen können hier den Pilotenschein machen und hinterher, so wie Kasernenkommandant Oliver Kemmerzell, den Tornado fliegen:
"Ich denke, was hier wichtig ist, ist das, was man als Kommiss bezeichnet, gibt es nicht mehr. Wir haben kompetenzorientierte Ausbildung, wir haben eigentlich die modernste Ausbildung der westlichen Streitkräfte hier an der Offiziersschule. Wir sind weggegangen vom Auswendiglernen hin zum Erlernen und Erlangen der Kompetenzen, soziale Kompetenz."
Kommandant Kemmerzell gibt den Mädchen mit, dass sie die Zukunft sind, dass junge Frauen immer ein wenig schneller seien als die jungen Männer. Ihm merkt man an, Bundeswehr ist seine Berufung – klar, zielgerichtet, motivierend, ein Tornadoflieger, der in Bosnien Einsätze flog. Das kommt an bei den Mädchen. Er hat sich den ganzen Tag Zeit genommen für sie. Auch das kommt an. Gemeinschaft. Und Eindeutigkeit – beim Thema Tod, das der Karriereberater ansprach, so Kemmerzell:
"Ich habe es auch nochmal angesprochen, die Besonderheit unseres Berufes, gerade in der heutigen Zeit, wo Auslandseinsätze unser täglich Brot sind."

Da ist es wieder das Spiel mit dem Feuer. Mit dem Tod. Sein Leben hinzugeben. Wofür? Und das freiwillig? Das wäre dann doch zu viel, hat sich dieses 16-jährige Mädchen entschieden:
"Mich hat es ein bisschen eingeschüchtert, dass man das Risiko hat, echt umzukommen. Ich weiß nicht, ob da meine Bereitschaft da wäre, das zu riskieren."
Irgendwann da draußen im Einsatz, in Somalia, Mali, Afghanistan oder auf dem Mittelmeer sind alle gleich. Eine Karriere bei der Bundeswehr? Schaun mer mal.
"Tschüss dann. Schön dass Ihr da wart."
"Tschüss."
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