Bundeswehr-Jahresbericht

    Die Truppe ist unzufrieden

    Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Hellmut Königshaus
    Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Hellmut Königshaus © picture alliance / dpa / Bernd Von Jutrczenka
    28.01.2014
    Die Grenze der Belastbarkeit der Soldaten ist erreicht, sie sind so unzufrieden wie nie. Das zeigt der Jahresbericht, der am Dienstag vorgestellt wurde. Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Bundeswehr ist überlastet, nicht zuletzt auch wegen der Auslandseinsätze.
    "In vielen Bereichen ist die Grenze der Belastbarkeit erreicht, vielfach sogar überschritten", erklärte der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus am Dienstag anlässlich der Vorstellung seines Jahresberichts in Berlin. Hauptgründe für die Unzufriedenheit sind laut Königshaus die Belastung durch Auslandseinsätze, die Neuausrichtung der Bundeswehr, Personalengpässe und der Investitionsstau, sagte der Korrespondent Klaus Remme im Deutschlandradio Kultur, der den Bericht des Wehrbeauftragten vor Ort verfolgte.
    Einmal im Jahr berichtet der Wehrbeauftragte des Bundestags dem Parlament über Missstände in den Streitkräften. Jede Soldatin und jeder Soldat hat die Möglichkeit, sich direkt an den Wehrbeauftragten zu wenden. Laut Jahresbericht zeigt sich hier ein enormer Frust: 2013 ist die Zahl der Beschwerden aus der Truppe gemessen an der Zahl der Soldaten auf den höchsten Stand seit Beginn der Erfassung 1959 gestiegen: Auf 1000 Soldaten kamen 28 Beschwerden und damit rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
    Überlebensfrage: Vereinbarkeit von Familie und Dienst
    Ein Schlüssel für die Steigerung der Attraktivität des Dienstes liegt dem Bericht zufolge in der Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Dienst. Eine Überlebensfrage, seitdem sich die Bundeswehr in Konkurrenz zu zivilen Arbeitgebern befindet. "Dazu gehören neben dem Abbau der dienstlichen Belastungeine stärkere Transparenz der Einsatz- und Verwendungsplanung, die Verringerung der Entfernung zwischen Dienst- und Wohnort wie auch eine bessere Kinderbetreuung", sagte Königshaus.
    Viele Soldaten müssen pendeln und sehen ihre Familien nur am Wochenende. Die Initiative von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) für eine familienfreundlichere Bundeswehr bezeichnete der Wehrbeauftragte als überfälligen Schritt, jetzt müssten Taten folgen.
    Auch Oberstleutnant André Wüstner bestätigt im Deutschlandradio Kultur, in der Familienfreundlichkeit hinke man hinterher, vor allem im Umgang mit der Ressource Zeit. "Soldaten haben keine planbare Dienstzeit, da muss sich etwas tun, vor allem, was den Grundbetrieb, die Regenerationsphase zwischen den Einsätzen betrifft."
    Sexuelle Übergriffe verschärft im Visier
    Einen Akzent legte Hellmut Königshaus in seinem Bericht auf die Situation der Frauen in der Bundeswehr. Eine Studie zur Integration ist in der vergangenen Woche veröffentlich worden. Er spricht von einer Eintrübung des Integrationsklimas, man halte Meldungen für sexuelle Übergriffe in jüngster Zeit für ausgesprochen beunruhigend und müsse sich verschärft darum kümmern.
    cwu
    Mehr zum Thema