Bundespräsident Gauck beim Bürgerfest

"Deutschland hat Millionen Engagierte"

Bundespräsident Joachim Gauck kommt zusammen mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt zum Bürgerfest im Garten von Schloss Bellevue in Berlin.
Bundespräsident Joachim Gauck kommt zusammen mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt zum Bürgerfest im Garten von Schloss Bellevue in Berlin. © dpa / picture alliance / Michael Kappeler
Von Kemal Hür · 12.09.2015
Beim Sommerfest des Bundespräsidenten sind an diesem Wochenende ehrenamtlich engagierte Bürger zusammengekommen. In seiner Ansprache hob Joachim Gauck die Freiwilligen der Flüchtlingshilfe hervor: "Sie sind dort in Vorleistung gegangen, wo die staatlichen Maßnahmen erst anlaufen."
Als Bundespräsident Joachim Gauck mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt aus dem Schloss herauskommt, stehen bereits fast 6000 geladene Gäste, darunter auch die Bundeskanzlerin, im festlich hergerichteten Garten. Seine Rede fasst Gauck selbst mit einem einzigen Wort zusammen: Danke! Dieser Dank gilt Menschen, die sich im gesamten Bundesgebiet ehrenamtlich engagieren. Dieses Jahr stehen besonders diejenigen im Fokus, die Flüchtlingen helfen, sagt der Bundespräsident:
"Deutschland hat Millionen Engagierte. Gerade gegenüber denjenigen, die in großer Not und mit großen Hoffnungen aus der Ferne zu uns kommen, haben unzählige Freiwillige in den vergangenen Monaten Solidarität bewiesen. Sie sind dort in Vorleistung gegangen, wo die staatlichen Maßnahmen erst anlaufen, und sie springen ein, wo Ausnahmesituationen es nötig machen. Sie helfen wie in München, so wie hier in Berlin und in zahllosen anderen Gemeinden überall in Deutschland."
Studenten geben Nachhilfe für arabische Migranten
Karim El-Helaifi ist einer der angesprochenen Freiwilligen. Der 24-jährige Student der Politikwissenschaft und Philosophie hat vor fünf Jahren in Berlin den Verein "Schülerpaten" mitgegründet. Der Verein schickt Studenten als Nachhilfelehrer zu Kindern arabischer Migranten in die Wohnungen. Das Ziel dabei ist neben der Nachhilfe auch ein Austausch zwischen den Familien und Paten, sagt Karim El-Helaifi.
"Sie kriegen natürlich mit, wie lebt die Familie, was sind so ihre Wurzeln, essen dann natürlich auch oft mit der Familie. Und dann werden Fragen gestellt von beiden Seiten. Das ist unser Ziel: Wir wollen diese Beziehungen haben. Deswegen sind die Patenschaften langfristig ausgelegt. Und das klappt ganz gut."
450 Patenschaften haben Karim El-Helaifi und seine Mitstreiter bereits vermittelt. Sie stehen auch schon im Kontakt mit Flüchtlingen, die in den letzten Wochen nach Berlin gekommen sind. Und erste Kooperationen mit Schulen, die Flüchtlingskinder aufgenommen haben, sind in Planung.
Initiativen stellen sich an Infoständen vor
Kooperationen und Kontakte – dafür eignet sich das Bürgerfest besonders gut. Tausende ehrenamtlich Engagierte lernen Initiativen und Vereine an 30 Infoständen kennen, tauschen sich aus, stellen sich vor.
"Ich komme aus dem Main-Siegkreis und bin ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz. Die Erstaufnahme von Flüchtlingen, die Registrierung, die medizinische Erstversorgung, Aufbau von Einrichtungen; da sind wir überall aktiv. / Es ist einfach phantastisch. Ich gebe sowieso schon Deutschkurse für Flüchtlinge. Und so möchte ich jetzt Anregungen mitnehmen. Mal sehen, wie der Austausch dann hier im Gespräch sein wird, um etwas für meine Arbeit mitzunehmen."
Vernetzen und Austausch – darum ging es auch Karim El-Helaifi.
"Ich hatte natürlich nicht die Möglichkeit, dem Bundespräsidenten meine Wünsche und mein Projekt näherzubringen. Ich habe aber viele andere Leute kennengelernt, mit denen ich gesprochen habe, mit denen ich vielleicht kooperieren kann. Das ist schon ziemlich wertvoll."
Das Fest steht noch bis heute Abend allen Bürgern offen. Auf dem Programm stehen Konzerte im Garten und Führungen durch das Schloss.
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