Bühnenbildner Alexandar Denic

Theaterkulisse als Riesenspielplatz

Volksbühne in Berlin
Die Volksbühne in Berlin © imago / Seeliger
Von Gerd Brendel · 16.05.2015
Die Kulissen des Bühnenbildners Aleksandar Denic werden von der Kritik fast so ausführlich besprochen wie die Regiearbeit Frank Castorfs. Sein neuester Entwurf für die Inszenierung von Baal gleicht einem Riesenspielplatz.
Aleksandar Denic hat schon alles mögliche entworfen und gebaut: die Innenausstattung eines Fischrestaurants, die Tischdeko zur Jubiläumsgala des ältesten Belgrader Fußballclubs, und natürlich das Szenenbild für über ein Dutzend Spielfilme. Ein Disney-Film waren darunter, eine Rasputin Biografie und "underground" von seinem Landsmann Emir Kusturica:
"I am just trying to do three dimensional structures."
Aber Denic Liebe gehört seit Schülertagen den Dreidimensionalen Welten auf der Theaterbühne, seit je her.
"Ich kann mich erinnern wie ich schon in der Grundschule zu den Schulaufführungen Bilder auf Leinwand gemalt habe."
Die Leinwände hat Denic längst hinter sich gelassen. Sein Bühnenräume sind haushoch, und begehbar, aber nicht unbedingt bewohnbar:
"Auf den ersten Blick kommt einem das alles bekannt vor. Aber beim genauen Hinsehen, merkt man, dass das in der Realität nie funktionieren würde."
Elends-Bordell mit kleinen Zimmerchen
Für Frank Castorfs Baal hat Denic eine mehrstöckige Kulissenarchitektur gebaut. Ein Elends-Bordell mit viel zu kleinen Zimmerchen, Dschungel inklusive Hängebrücke und ein chinesischer Tempel. Als ob ein Riesenbaby aus den Filmsets von “Apokalypse Now” Baukasten gespielt hätte.
"Ich hatte das Gefühl, dass Baal eine Art Rocker ist und diese Art von Rock und Rebellion passt am besten in die Zeit des Vietnam-Krieges."
Dass Castorfs Baal auf dem Theatertreffen zum letzten Mal durch Denics Bühnenraum klettern wird, stimmt ihn nicht wirklich traurig.
"It is the price maybe."
Dass letztendlich alle Bühnenkulissen irgendwann einmal auf dem Müll landen, ist der Preis für die Freiheit als Bühnenbildner, der Räume entwerfen kann, die im Film mit seinem Realismus nie funktionieren würden. Nur eine Sache kann Alexandar Denic schwer ertragen:
"Ich will kein Theater machen, als nettes Vorprogramm zum Abendessen."
Auch an diesem Punkt ergänzen sich Regisseur und Bühnenbildner: Viereinhalb Stunden dauert die Aufführung von Baal. Das halten nur wenige Zuschauer mit leerem Magen aus.
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