Bücherhallen der Bestseller

Kein Ort des kollektiven Gedächtnisses

Ein ausgeliehenes E-Book wird am 04.12.2012 in Hamburg in der Zentralbibliothek auf einem sogenannten E-Reader angezeigt.
Ein ausgeliehenes E-Book wird am 04.12.2012 in Hamburg in der Zentralbibliothek auf einem sogenannten E-Reader angezeigt. © picture alliance / dpa / Axel Heimken
Interview mit der Direktorin der Gemeinnützigen Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen · 16.12.2014
Der Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) könnte es bald so gehen wie den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen: Vier von fünf Büchern sollen künftig über einen externen Dienstleister in Reutlingen erworben werden. Hella Schwemer-Martienßen, die Direktorin der Gemeinnützige Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen, über die Erfahrungen mit dem Reutlinger Dienstleister.
Die Zusammenarbeit mit der EKZ sei lohnenswert, die Lieferungen seien vertragsgerecht und pünktlich, die Bücherhallen profitierten von dem Zusatznutzen, der Dienstleister biete die Medien "bibliotheksgerecht" an. "Das Unternehmen EKZ hat in diesem Kontext wichtige Aufgaben wahrgenommen, auf die wir hier in Hamburg nicht verzichten würden", sagt Hella Schwemer-Martienßen.
Durch den Büchereinkauf über den Reutlinger Dienstleister sparen die Hamburger Bücherhallen Personalkosten, sie brauchen weniger Lektoren. Diese Personalstellen seien ohnehin dem Sparzwang zum Opfer gefallen. "Hätten wir nicht in Hintergrund gespart hätten, hätten wir im Prinzip nur im Service sparen können", sagt Schwemer-Martienßen.
Die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann fürchtet einen "dramatischen Qualitätsverlust", wenn Bibliotheken nach der Logik des Marktes funktionieren wollen. Assmann bezieht sich auf die Pläne der Zentrale Landesbibliothek Berlin, auch den Reutlinger Dienstleister für Buchbestellungen einzuspannen.
"Wir sind Gebrauchsbibliotheken", betont Schwemer-Martienßen. Forschungsbibliotheken und wissenschaftliche Bibliotheken hätten den Auftrag, das kollektive Gedächtnis zu speichern. Damit widerspricht sie der Kulturwissenschaftlerin Assmann.
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