Britisches Krippenspiel

Promis statt Joseph im Stall

Laiendarsteller führen am 25.12.2013 in den frühen Morgenstunden zur Frühmette in die St.-Salvator-Kirche Jöhstadt (Sachsen) ein Krippenspiel auf. Nach jahrhundertealtem Brauch beginnt das Weihnachtsfest im Erzgebirge traditionell mit den Frühmetten zwischen fünf und sechs Uhr. Nach dem Gottesdienst lassen Bergleute die Saison mit einem kleinen Bergaufzug ausklingen.
Hier geht alles noch ganz traditionell zu: ein Krippenspiel in der St.-Salvator-Kirche Jöhstadt in Sachsen © picture alliance / dpa / Hendrik Schmidt
Von Gaby Biesinger · 23.12.2014
Maria und Joseph sind die Hauptfiguren im weihnachtlichen Krippenspiel - in Großbritannien stimmt das so nicht mehr. Mittlerweile treten dort auch Astronauten auf oder Promis wie David Beckham. Statt klassischer Lieder gibt's Popsongs.
Das klassische Krippenspiel in der Schule war früher aus der englischen Weihnachtstradition nicht wegzudenken. Krippenspiele gibt es zwar immer noch, doch statt Maria und Josef steht inzwischen häufig moderneres Personal im Stall zu Bethlehem.
Umfrage: Nur in einem Drittel der Schulen traditionelle Besetzung
Das klassische Personal, das früher beim Weihnachtsspiel neben der Krippe mit dem Jesuskind auftrat, ist schnell aufgezählt: Maria und Josef, die drei Weisen aus dem Morgenland und einige ausgesuchte Hirten. In den letzten Jahren drängelt sich im Dezember allerdings in vielen englischen Schulen eine sehr viel buntere Truppe im Stall zu Bethlehem: Außerirdische, Fußballer, rockige Feen und Elvis-Doubles.
Das Elternportal "Mums Net" hat in England 2200 Eltern befragt, wie die Krippenspiele in den Schulen ihrer Kinder ablaufen. Das Ergebnis: Nur ein Drittel der Schulen hält noch am traditionellen Krippenspiel fest, an den meisten Schulen werden die Stücke modernisiert und umgeschrieben.
In manchen Weihnachtsstücken traten Hummer und Astronauten auf, in anderen waren Kinder als weihnachtliche Gemüsebeilage von Möhren bis Rosenkohl verkleidet. Klassische Weihnachtlieder werden zunehmend durch bekannte Popsongs ersetzt. Maria und Joseph, das sind bei unseren Krippenspielen nicht mehr die Hauptrollen, erklärt Schulleiterin Tabitha Smith von der Stockport Grundschule:
"Letztes Jahr hieß unser Krippenspiel 'Die Hebammen-Krise'. Und es war die Hebamme, die das Jesuskind auf die Welt brachte, die im Mittelpunkt stand."
Elterninitiative kritisiert Modernisierung
Jede achte Schule verzichtet laut der Umfrage inzwischen auf jeden religiösen Bezug beim Weihnachtsschauspiel und nennt das ganze lieber "Winterfeier". Das ist kein guter Weg, meint Chris McGovern von der Eltern-Initiative "Campaign for Real Education":
"In der Grundschule sollten wir traditionelle Krippenspiele haben. Die meisten Eltern wünschen sich das auch. Und die Kinder müssen die ursprüngliche Weihnachtsgeschichte erst mal verstehen. David Beckham war einfach nicht im Stall von Bethlehem, er macht die Sache nicht glaubwürdiger. Wenn die Kinder älter sind, dann kann man über Variationen nachdenken. Aber in der Ursprungsgeschichte ist die Erzählung der Bibel unschlagbar."
Pastorin Kate Bottley sieht das entspannter. Solange die Geburt Jesu als Kern der Weihnachtsbotschaft erhalten bleibt, ist gegen eine Ausschmückung der Geschichte nichts einzuwenden:
"Wir haben die Geschichte doch sowieso immer schon angepasst. Der Stall mit Kühen und Schafen, das ist doch unsere Interpretation. Der Stall hat in Palästina im 1. Jahrhundert garantiert nicht so ausgesehen. Das ist doch nichts Neues."
Hauptrollen nach wie vor begehrt
Schulleiterin Thabeta Smith hat auch beobachtet, dass die Kostüme in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden sind. Früher reichte noch selbstgebastelt. Hirten trugen ein Küchenhandtuch auf dem Kopf und einen Bademantel. Heute gehen viele Eltern zum Profi-Ausstatter.
Den größten Ehrgeiz entwickeln Eltern der Umfrage zufolge aber immer noch wenn es darum geht, ob ihr Kind die Hauptrolle bekommt, sei es nun als Jungfrau Maria oder als Hebamme. Klingt fast so als wären Eltern automatisch enttäuscht, wenn sie aus der ersten Reihe sehen müssen, dass ihr Sohn nur den Esel abbekommen hat.